Literatur

24.06. | Hörbuch der Woche

James Gould-Bourn • Pandatage

Argon

James Gould-Bourn
Pandatage
gelesen von Hendrik Duryn
Argon, 539 Minuten

Hugh Grant wäre perfekt, lediglich etwas jünger müsste er sein. Nicht nur, weil James Gould-Bourns Erstling ständig mit Nick Hornbys „About A Boy“ verglichen wird, wünschte man im Falle einer Verfilmung von „Pandatage“ den sympathischen Briten als Hauptdarsteller für die Tragikomödie. Der Protagonist Danny Maloony scheint Grant mit seiner Fettnäpfchen-Affinität jedenfalls wie auf den Leib geschneidert. Nach dem überraschenden Tod seiner Frau Liz findet der 29-Jährige sich in allen Lebensbereichen in der Krise.

Er hat nicht nur seinen Job auf der Baustelle verloren, mit dem er bislang auf Kosten der emotionalen Nähe zu seinem Sohn Will mühsam seine kleine Familie ernährte, sondern ist wegen Mietschulden auch kurz davor, aus seiner Wohnung geworfen zu werden. Sein Elfjähriger sagt zu all dem gar nichts, denn seit dem tödlichen Unfall seiner Mutter weigert Will sich konsequent zu sprechen. Tagelang durchstreift Danny jeden Winkel Londons auf der Suche nach einem neuen Job, nur um festzustellen, dass die Chancen genauso gering sind wie seine Qualifikationen. Von seinem letzten Geld kauft er in einem Trödelladen die günstigste Verkleidung: ein lebensgroßes Pandakostüm, mit dem er von nun an als tanzender Straßenkünstler sein Geld verdienen will. In liebevoll kolorierten Szenen wie diesen liegen die Stärken von James Gould-Bourns Debüt. Die Nebencharaktere – der skurrile Ladenbesitzer, die schlagfertige Pole-Tänzerin Krystal mit überraschend weichem Kern oder Dannys Ex-Kollege Ivan mit dubiosen Bekannten für alle Lebenslagen – überzeugen mit ihren Ecken und Kanten und einer großen Portion Charme. Auch Sprecher Hendrik Duryn kann hier glänzen, indem er etwa den schrägen Ivan mit perfekter Intonation seines Akzents zum Leben erweckt. Auch die verschiedenen Färbungen bei Gesprächen zwischen Vater und Sohn gelingen Duryn überzeugend. Öfter ertappt man sich beim Verfolgen der Geschichte von „Pandatage“ mit dem Wunsch, Gould-Bourn hätte den Nebencharakteren mehr Präsenz eingeräumt. Denn trotz vieler charmanter und komischer Elemente inklusive erlesensten britischen Humors, wirkt der Plot zeitweise zu hollywoodesk. Der Kitschfalle entgeht Gould-Bourn trotzdem meist gekonnt, indem er Umweg an Umweg reiht, statt den allzu offensichtlichen Kurs in Richtung Katharsis zu nehmen.

Katharina Raskob