Literatur

23.02. | Buch der Woche

Doris Dörrie • Die Heldin reist

Diogenes

Spätestens seit ihrer Komödie „Männer“ (1985) gehört Doris Dörrie gewissermaßen zum Inventar des deutschen Kinobetriebs. Auch ihr literarisches Œuvre umspannt fast vier Dekaden bundesrepublikanischer Geschichte. Für „Die Heldin reist“ verlässt die mittlerweile 66-Jährige allerdings den heimatlichen Boden. Der autofiktionale Text handelt von drei Reisen in die USA, nach Japan und Marrakesch im Jahr 2019. Dass hier dezidiert die titelgebende Heldin reist, ist ein ebenso politischer wie augenzwinkernder Hinweis auf das über Jahrhunderte und bis in heutige Hollywoodfilme tradierte Heldenepos, in dem der Mann auszieht, um Abenteuer zu erleben, Schlachten zu schlagen und Feinde zu besiegen – eine Rolle, die für Frauen immer noch nicht so recht vorgesehen ist. Dörrie indes wird zur Heldin ihrer eigenen Geschichte, ihr literarisches Alter-Ego reflektiert offen, klug und verletzlich darüber, was es heißt, als Frau in der Welt(geschichte) unterwegs zu sein. So macht Reisen auf dem heimischen Sofa Spaß.

Doris Dörrie
Die Heldin reist

Diogenes, 240 Seiten

Johannes Baumstuhl