Kino

22.11. | Kinostarts der Woche

Verschwörung • Wo bist du, João Gilberto? • So viel Zeit

VerschwörungVERSCHWÖRUNG

Sony • 22. November

"Never change a running system“ – oder doch? Nach dem frühen Tod Stieg Larssons, dem Autor der „Millenium“-Reihe rund um Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist, hat David Lagercrantz die Romanvorlage für den vierten Teil, „Verschwörung“, geliefert, der auf denselben Figuren und Handlungssträngen basiert. Es bleibt düster, actiongeladen und abgründig. Die Rolle der eigensinnigen, eisenharten Salander übernimmt in diesem Fall Claire Foy, die die Hackerin mit dem Drachentattoo durchsetzungsstark in Szene setzt. Mit Sverrir Gudnason (bekannt als Mankells Wallander) hat Regisseur Fede Alvarez einen perfekt gealterten, grimmigen Darsteller mit Wiedererkennungswert besetzt. Auch mit verändertem Team überzeugt „Verschwörung“ mit seinem Cast, gleichbleibend hohem Tempo und dunkler Optik. Dass Salander es diesmal mit der NSA aufnimmt und sich in einem Netz aus Verschwörungen wiederfindet, wird nicht nur Fans der Romane zu einer filmischen Achterbahnfahrt verhelfen. Jonas Grabosch


WobistduJoaoWO BIST DU, JOÃO GILBERTO?

Farbfilm • 22. November

Die Sehnsucht, das ist „Saudade“ auf Portugiesisch. Und niemand verkörpert dieses mit Wonne und Schmerz durchtränkte Gefühl besser als João Gilberto. Das „Girl From Ipanema“ sieht ihn beim Strandspaziergang trotz seines flammenden Herzens nie. Seit Jahrzehnten hat er den Spieß umgedreht, denn seit den 80er-Jahren hat den Musiker so gut wie niemand mehr zu Gesicht bekommen. Es heißt, er hätte sich in einem Hotelzimmer verschanzt und rede mit Katzen und Toten, manchmal heule er auch den Mond an. Filmemacher Georges Gachot sucht João Gilberto und findet ihn nicht, kommt ihm durch seine Recherchen und Interviews mit Weggefährten jedoch gefährlich nahe und lässt den Wegbereiter des Bossa Nova einfühlsam aufleben. Basierend auf den Aufzeichnungen des Autoren Marc Fischer, der sich kurz vor Veröffentlichung seines Buches „Hobalala“ (2012) das Leben nahm, begibt sich Gachot auf eine Reise in diese von magischer Unerfüllbarkeit geprägte Musik und damit auch in die Seele Rio de Janeiros. Nora Harbach


SovielZeuitSO VIEL ZEIT

Universum • 22. November

Zeit ist nicht nur ein subjektiver, sondern oft auch ein extrem begrenzender Faktor. Dieser Fakt fällt Rainer (Jan Josef Liefers) spätestens auf die Füße, als bei ihm ein tödlicher Hirntumor diagnostiziert wird und er den Versuch unternimmt, alte Fehler grade zu biegen. Nach der Romanvorlage von Frank Goosen inszeniert Philipp Kadelbach eine musikunterfütterte Midlifecrises-Dramödie, für die er neben Jan Josef Liefers auch Jürgen Vogel, Richy Müller und Armin Rohde zusammengetrommelt hat und sogar die Scorpions für einen Cameo-Auftritt verpflichtet. Für die sollen „Bochums Steine“ die Vorband geben – und zwar 30 Jahre nachdem Rainer die Band bei einem Konzert ins Aus katapultierte. „So viel Zeit“ ist ein Film über das Älter-Werden, über Freundschaft und Rock’n’Roll. Da ist völlig klar, dass der Spaß nicht zu kurz kommt. Dank glaubhafter Charaktere und feinfühliger Momente, traut sich „So viel Zeit“ aber auch Tiefgang zu. Ein klein wenig Lokalkolorit rundet das kurzweilige Filmvergnügen ab. Carolin Hense