Musik

22.10. | Album der Woche

Duran Duran • Future Past

Tape Modern / BMG · 22. Oktober

Foto: Stephanie Pistel

Blick zurück nach vorn

40 Jahre nach ihrer Debüt-LP bringen Duran Duran mit „Future Past“ ihr 15. Album heraus und zeigen darauf, wie es gelingt, Nostalgie und Innovation zu verbinden.

Bei einem Besuch in Hamburg nehmen sich die 80er-Pop-Veteranen Zeit, um über ihr neues Album zu sprechen. Auffällig ist die Euphorie, mit der Bassist und heimlicher Bandleader John Taylor über „Future Past“ redet: Zum ersten Mal habe sich die Band selbstbewusst der eigenen Vergangenheit gestellt. „Während wir früher vermieden haben, alte Elemente neu aufzugreifen, haben wir dieses Mal genau dies getan. Und sind glücklich damit.“ Die Fans werden es auch sein: Ein Stück wie „Anniversary“ funktioniert wie ein Ratespiel: Sind das die Grooves von „The Wild Boys“, die Chöre von „The Reflex“, die Harmonien von „Save A Prayer“? Motiviert zur Nostalgie wurden Duran Duran von neuen Gesichtern im Bandgefüge: Produziert hat Erol Alkan, der sich einen Ruf als Mash-up-DJ erarbeitet hat. Sein Trick: Zwei Songs so ineinander zu mischen, dass ein Track mit Eigenleben entsteht. Für Duran Duran hat er dieses Gespür auf die Albumproduktion übertragen, wie John Taylor berichtet. „Er sagte, dass es seltsam wäre, wenn wir unsere Trademarks von früher ignorieren, statt sie auf kluge Weise in neue Kontexte einzubauen. Erol hat uns die Angst genommen, dadurch wie eine Kopie unserer selbst zu klingen.“ An der Gitarre werden Duran Duran seit Kurzem von Graham Coxon unterstützt, der als Gitarrist von Blur einen exzellenten Namen in der Britpop-Szene besitzt. „Graham besitzt einen anarchischen Ansatz“, sagt Keyboarder Nick Rhodes. „Er steht im Raum und schrammelt auf seiner Gitarre herum. Erst fragt man sich, wohin der Lärm führen soll, dann merkt man, wie hervorragend diese Akzente zu den Songs passen.“ Nun fehlte noch jemand, der für den gewohnten Glitzer sorgt. Und diese Person trägt einen großen Namen: Giorgio Moroder. Mit dem bekannten Disco-Produzenten zu arbeiten, war schon lange ein Wunsch der Band. Nun hat es geklappt –?„und es war ein echtes Ereignis“, sagt Taylor. Schüchtern und akribisch sei Moroder gewesen, „mit dem Arbeitsethos eines Steuerberaters.“ Dass es hier aber nicht um schnöde Zahlen, sondern grandiose Grooves geht, sei schnell klargeworden: „Die von ihm produzierten Tracks besitzen zeitlose Eleganz“, sagt Taylor, der Duran Duran mit „Future Past“ am Ziel sieht: „Wir haben Giorgio Moroders Disco-Beats, Erol Alkans Popverständnis und Graham Coxons punkige Krachgitarren: Genau diese drei Elemente waren zu Beginn unserer Karriere die Grundlage.“ Keine Frage: Mit dieser Platte schließt sich ein Kreis.

Duran Duran
Future Past
Tape Modern / BMG – 22. Oktober

Die Rückgriffe auf bestimmte Elemente aus dem Duran Duran-Hit-Archiv machen Spaß. Weil das Album aber nicht „Past“ sondern „Future Past“ heißt, verkommt es nicht zur Nostalgierevue: Ein Song wie „More Joy!“ hat man von Duran Duran noch nicht gehört, über einem aufgekratzten Beat erzeugt der neue Gitarrist Graham Coxon irren Lärm und liefert sich Simon Le Bon ein Vokal-Duell mit der jungen HipHop-Künstlerin Chai. Aufregend!

André Boße