Literatur

20.07. | Buch der Woche

Fang Fang • Wütendes Feuer

Hoffmann & Campe

20.07. | Buch der Woche - Fang Fang • Wütendes Feuer

Eine gewaltige Erzählung legt die renommierte chinesische Autorin Fang Fang mit „Wütendes Feuer“ vor, ihrem letzten Roman, bevor sie durch die Veröffentlichung ihres „Wuhan Diary“ 2020 ins Kreuzfeuer geriet und in ihrem Heimatland seitdem praktisch einem Publikationsverbot unterliegt. In „Wütendes Feuer“ erzählt sie aus dem Leben von Yinghzi, einer jungen Frau im ländlichen China der 90er Jahre. Yinghzi ist hübsch, aufgeweckt mit einem Hang zur Widerborstigkeit und sie hat ein Talent: Ihre Stimme lässt das Publikum aufhorchen. In Armut geboren tingelt sie zu Dorffesten, Hochzeiten und Begräbnissen, um sich mit dem guten Verdienst ein anderes Leben zu ermöglichen als das beengte Dasein einer kleingehaltenen Ehefrau. Zu groß aber ist ihr Traum für das Land, in dem Frauen die Aufgabe haben, ihrem Mann zu gehorchen und ihn zu versorgen. Gefährlich ist die Wut, die in Yinghzi wächst, wenn sie von Männern benutzt und missbraucht wird. Dieses wütende Feuer schlägt Funken und steckt auch die Lesenden an. Fang Fang fasst es in ausdrucksstarke Worte und Wendungen, die zeitweise fremd erscheinen. Die Übersetzung von Michael Kahn-Ackermann lässt dem Roman seinen poetischen Klang, der einen tiefen, empathischen Zugang zu Yinghzis Geschichte und der so vieler anderer Frauen ermöglicht. Besonders bereichernd ist sein Nachwort, das die Erzählung ins „spannungsreiche und widersprüchliche Leben der Menschen im heutigen China zwischen Tradition und Zukunft“ soziokulturell einordnet.

Fang Fang
Wütendes Feuer

Hoffmann & Campe, 208 Seiten

Marina Mucha