Kino

20.03. | Kinostart der Woche

Das Licht

20.03. | Kinostart der Woche - Das Licht
Foto: Frederic Batier, X Verleih AG

Im Spiegel der Gegenwart

Tom Tykwers Familiendrama „Das Licht“ eröffnete im Rahmen einer großen Gala die 75. Filmfestspiele in Berlin. Wir trafen ihn vorab zu einem kurzen Gespräch.

„Das Licht“ eröffnet die Jubiläums-Berlinale und wird gleichzeitig in sieben Städte übertragen. Was darf das Publikum erwarten?

Auf jeden Fall einen Film, der sich bemüht, ans Eingemachte zu gehen. Sowohl was die Gefühle betrifft, die er verhandelt, als auch den politischen Raum, den er aufreißt. Und vom Ästhetischen her das, was ich selber vom Kino erwarte.

Was erwarten Sie vom Kino?

Intensität. Filme waren immer Referenzpunkte in meinem Leben, in denen ich Einigung mit anderen Menschen in kulturellen, ästhetischen und politischen Fragen gefunden habe. Manchmal auch im Streit und in der Abgrenzung zu anderen. Es gibt immer drei bis vier Filme im Jahr, die sowas können. Und solche Filme möchte ich auch selber machen.

Sie sagen, dass „Das Licht“ einen politischen Raum aufreißt. Wie gehen Sie mit der Gefahr um, dass Sie dabei von realen Ereignissen überholt werden?

Aktuelle politische Relevanz interessiert mich nicht so sehr. Alles, was ich einfließen lasse, auch das Politische, muss universell funktionieren – nicht nur im Jetzt, sondern für immer. Ich war jetzt zehn Jahre in dieser verrückten, schier unendlichen Serie „Babylon Berlin“ unterwegs. Unsere Idee war es von Anfang an, die Gefühle der Menschen im Verhältnis zu den gesellschaftlichen Entwicklungen und den irrsinnigen Umbrüchen zu verstehen, denen sie zu Beginn der 30er-Jahre ausgeliefert waren. Beim Schreiben und Drehen ist uns zunehmend aufgefallen, wie sich der Spiegel der Gegenwart über unser historisches Projekt legte. Eine Art zusätzliche Brisanz. Aber bei all den Parallelen haben wir es heute doch mit ganz anderen Menschen zu tun. Und ich bekam immer mehr Lust, eben von diesen Leuten zu erzählen.

Von der „typisch deutschen dysfunktionalen Familie“ wie schon im Trailer von „Das Licht“ angekündigt wird?

Genau, eine tragisch-komische, atomisierte Familie, die wieder lernen muss, aufeinander zuzugehen, weil sie sich gegenseitig fremd geworden sind. Eine zentrale Sehnsucht, die der Film formuliert ist, dass wir aufeinander zugehen müssen und realisieren, was wir einander haben. Auch, was andere Kulturen betrifft. Wie viel reicher unser Kulturkreis durch die Kulturen geworden ist, die in uns reingewachsen sind. Stattdessen halten wir uns an diesen absurden alten Ängsten vor dem Fremden fest.


Das Licht
2 Std. 42 Min.

Tim (Lars Eidinger), Milena (Nicolette Krebitz), die gemeinsamen Zwillinge Frieda (Elke Biesendorfer) und Jon (Julius Gause) sowie Milenas Sohn Dio (Elyas Eldridge) leben eher nebeneinander her als miteinander. Bis die neue mysteriöse Haushälterin Farrah (Tala Al-Deen) buchstäblich Licht in die Gefühlswelt der Engels bringt. Mit einem Genre-Mix aus Gesellschaftskomödie, Thriller, Musical und Animation zeichnet Tom Tykwer das Porträt einer Familie zwischen Zusammenbruch und Neubeginn und nimmt dabei die großen Themen der Gegenwart einer taumelnden Welt in den Blick.

Edda Bauer