Musik

19.06. | Album der Woche

Lisa Batiashvili • City Lights

Deutsche Grammophon · 5. Juni

Foto: André Josselin

Musikalische Weltreise

Lisa Batiashvili ist als Geigenvirtuosin eigentlich in der Klassik zu Hause. Auf » City Lights « öffnet sie sich nun auch anderen Genres und vereint diese im Rahmen eines besonderen Albumkonzepts.

Frau Batiashvili, » City Lights « ist einer der großen Filme Charlie Chaplins – und nun der Titel Ihres neuen Albums. Was verbinden Sie persönlich mit Chaplin?

In Georgien liefen viele seiner Filme im Fernsehen und schon damals faszinierte mich seine Ausdrucksvielfalt, mit der er die verschiedensten Emotionen rüberbrachte, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Dazu seine Körpersprache, sein Humor natürlich, aber auch seine Traurigkeit. Und die Musik: Manchmal kam es vor, dass er in Filmen Cello oder Geige spielte, manchmal hat er getanzt. Diese Musik hat wahnsinnig großen Eindruck auf mich gemacht.

»City Lights« wirft musikalische Schlaglichter auf elf Großstädte, von Helsinki bis Buenos Aires. Was vereint all diese Städte, sodass Sie ihnen einen Platz auf dem Album gewähren?

Alle diese Städte haben eine besondere Bedeutung: Manche sind verbunden mit meiner Kindheit, mit musikalischen oder persönlichen Ereignissen oder besonderen Menschen. Helsinki zum Beispiel verwundert auf den ersten Blick vielleicht, aber dort hatte ich 1995 meinen ersten großen Auftritt beim Sibelius-Wettbewerb und deswegen markiert die Stadt sozusagen den Startpunkt meiner Karriere. Zwei andere ganz wichtige Städte sind Berlin und New York. Dort bin ich in den letzten 15 Jahren vermutlich am häufigsten aufgetreten und habe auch abseits der Bühne unglaublich schöne Zeiten verbracht. Sowohl in Berlin als auch in New York fließt eine Energie, die sehr selten ist und ein Gefühl von Freiheit transportiert.

Das Album ist eine Kollaboration von Ihnen und hochkarätigen Kollegen aus verschiedenen Genres, wie etwa Katie Melua oder Till Brönner. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Ich wollte passend zu den Städten Gäste einladen, die das Gefühl der jeweiligen Stadt verkörpern. Zum Beispiel hat Katie Melua, die neben der georgischen auch die britische Staatsbürgerschaft besitzt, die Musik zu » No Better Magic « komponiert, eine Hommage an London. Till Brönner ist hingegen ein typischer Berliner, der gleichzeitig die gesamte Jazz-Welt repräsentiert. Es war eine sehr harmonische Reise durch die verschiedenen Welten der Musik, die wir auch dank des Talents von Nikoloz Rachveli kombinieren konnten. Mit Katie Melua ging es auf eine klassische Art in Richtung Pop, mit Till Brönner wurde es jazzig und wieder anders war es mit dem Gitarristen Miloš Karadagli?, der sowohl klassische, aber auch nichtklassische Werke vertont.

Fazit:

»City Lights« ist Lisa Batiashvilis ganz persönliche Weltreise, für die sie mit dem Komponisten Nikoloz Rachveli elf Stücke arrangiert und in Begleitung von namhaften Musikern eingespielt hat. Ausgangspunkt des vielseitigen Werks ist die Musik von Charlie Chaplin, im Gepäck befinden sich aber auch Stücke von J. S. Bach, Johann Strauss oder Michel Legrand, die zu einzigartigen Symbiosen verschiedener Stile werden, ohne dabei an Qualität zu verlieren.

Hannah Heubel