Kino

18.11. | Kinostarts der Woche

Foto: Freibeuterfilm/Rohfilm


Große Freiheit
Piffl, 18. November

Eine Nadel sticht tief in die Haut, die einströmende schwarze Farbe überdeckt die KZ-Nummer auf Hans’ (Franz Rogowski) Unterarm. Er sitzt im Gefängnis, neben ihm sein Zellenkollege Viktor (Georg Friedrich), der bedächtig die Nadel führt. Viktor hatte ihn zuvor zusammengetreten, als er entdeckte, dass Hans wegen § 175 einsaß. Dieser Paragraf, der homosexuelle Handlungen unter Strafe stellte, wurde in der BRD erst 1969 entschärft und 1994 abgeschafft. Über 50.000 Männer wurden alleine in der Zeit des Nationalsozialismus verurteilt. Der Regisseur Sebastian Meise gibt ihnen in dem deutsch-österreichischen Film »Große Freiheit« ein Gesicht. Nach fast zehn Minuten hören wir Hans das erste Mal sprechen. Das ist programmatisch für diesen Film. Kein Wort ist zu viel. Die feine Bildgestaltung (Kamera: Crystel Fournier) und das unaufgeregte, präzise Spiel zwischen Franz Rogowski und Georg Friedrich werden dieser erzählenswerten Geschichte über Sehnsucht und (Un-)Recht, ganz und gar gerecht. Auf eine Art, die unter die Haut geht.

Sophie Glaser


Eiffel in Love
Constantin, 18. November

Da hat man einem Land eine Revolution zu verdanken, die Erforschung von Hysterie, Radioaktivität und den Stahlgerüstbau. Und für was ist dieses Land berühmt? Die Liebe! Frankreich ist diesem Image wohl überdrüssig geworden und setzt seit einiger Zeit filmisch zur Justierung an. „Colette“, „Marie Curie – Elemente des Lebens“, „Die Tanzenden“ zeugen davon und nun eben auch „Eiffel in Love“, so zumindest der deutsche Titel. Der schlichte, aber Großes verheißende Originaltitel ist „Eiffel“, was Phänomen (Turm) und Mann (Gustav) weitaus näherkommt. Es gibt viel zu lernen über Ingenieurskunst und die Bauweise per Hydraulik, über das 19. Jahrhundert und den Aufbruch in die Moderne. Romain Duris Enthusiasmus in der Titelrolle hilft dabei immens. Das „in Love“, das die Franzosen wohlweislich im Titel unterschlagen, meint eine Liebesgeschichte – mit der rehäugigen Emma Mackey im Zentrum –, die weder mit biegen und brechen, pumpen, schieben oder zerren in ihrem kitschigen Anachronismus zum spannenden Rest passen will.

Edda Bauer