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18.04. | Kinostart der Woche

Van Gogh

Van GoghVAN GOGH – AN DER SCHWELLE ZUR EWIGKEIT

DCM • 18. April

Wenn es den Maler Julian Schnabel hinter die Kamera verschlägt, erzählt er am liebsten von anderen Kreativen. Mit » Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit « bleibt er dieser Tradition treu.

Mr. Schnabel, eigentlich wollten Sie doch nie einen Film über van Gogh drehen. Was ließ Sie Ihre Meinung ändern?

Ich hatte es immer für unmöglich gehalten, einen interessanten Film über van Gogh zu machen. Aber dann besuchte ich gemeinsam mit dem Drehbuchautor Jean-Claude Carrière vor einigen Jahren im Pariser Musée d’Orsay die Ausstellung über van Gogh und Antonin Artaud und erklärte ihm all diese Bilder. Danach meinte Jean-Claude, er habe das Gefühl gehabt, van Gogh selbst würde zu ihm sprechen. Da dämmerte mir, dass es vielleicht doch einen brauchbaren Ansatz für einen Film geben könnte. Als mir klar wurde, dass ich alle Fragen würde stellen können, die die Leute mit Blick auf van Gogh immer schon hatten, erschien mir das als Möglichkeit, wirklich etwas Neues zu schaffen.

So manche naheliegende Frage scheint Sie in » Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit « allerdings nicht interessiert zu haben...

Stimmt, zum Beispiel war mir vollkommen egal, ob er sich wirklich selbst umgebracht hat oder nicht. Wir werden es ohnehin nie genau erfahren, schließlich war niemand dabei. Oder dieser Quatsch, dass seine Nervenzusammenbrüche daher kamen, dass er immer wieder seinen Pinsel in den Mund genommen hat. Daran glaube ich nicht. Auch seine Kunst ver- dankt sich nicht dem Wahnsinn oder dass er Farbe gegessen hat, sondern bewussten kreativen Entscheidungen.

Sehr präsent ist in Ihrem Film dagegen die Natur. Warum?

Mich hat interessiert, dass van Gogh sich oft von den Menschen entfernte und weit in die Natur zurückzog. Ich bin ihm dorthin quasi gefolgt: der Wind, die Sonne, all das hatte während der Dreharbeiten unmittelbaren Einfluss auf den Film. Überhaupt gestalteten alle Drehorte den Film in großem Maße mit, denn wir haben ja in und bei Arles an realen Schauplätzen seines Lebens gedreht. In Saint-Remy zum Beispiel waren wir in dem echten Sanatorium, in dem van Gogh damals war.

Haben Sie, als jemand der schon vorher sehr mit van Gogh vertraut war, noch etwas Neues über ihn lernen können?

Vor allem habe ich etwas Neues über mich gelernt. Mir fiel plötzlich leichter, über mich und mein Verhältnis zu meiner eigenen Kunst zu sprechen, indem ich van Gogh diese Dinge sagen lassen konnte. Wenn er sagt: » Ich bin meine Bilder «, dann gilt das auch für mich. Und nicht umsonst hat Willem Dafoe, als er beim Festival in Venedig seinen Preis entgegengenommen hat, gesagt: » Julian Schnabel ist dieser Film. «

Interview: Tim Rosenthal

FAZIT : Wer ein klassisches Künstler-Biopic erwartet, dürfte Julian Schnabels neuem Film etwas ratlos gegenüber stehen. Statt auf biografische Details und psychologische Erklärungen setzt er lieber auf Eindrücke, vignettenhaftes Erzählen und manch visuell erstaunliche Regie- Entscheidung. Vor allem aber dreht sich hier alles um Willem Dafoe in der Hauptrolle.