Musik

17.12. | Album der Woche

Hania Rani & Dobrawa Czocher • Inner Symphonies

Deutsche Grammophon

Foto: Krzysztof Narozanski


Think positive

Hania Rani & Dobrawa Czocher sind mit ihrem freigeistigen Ansatz das jüngste Klassik-Duo, das die Deutsche Grammophon je unter Vertrag genommen hat.

„Das ist so viel mehr, als wir jemals von unseren Karrieren erwartet hätten, mehr als wir zu träumen wagten“, gesteht Dobrawa Czocher, angesprochen auf ihre Vertragsunterzeichnung bei der Deutschen Grammophon. „Für klassisch ausgebildete Musikerinnen ist es der größte und wundervollste Triumph.“ Mit „Inner Symphonies“ veröffentlicht die Cellistin, Jahrgang 1991, zusammen mit ihrer 31-jährigen Kollegin und Pianistin Hania Rania erstmalig eigene Kompositionen. Das erste gemeinsame Album des polnischen Duos aus dem Jahr 2015 enthielt noch Interpretationen des national bekannten Rockstars Grzegorz Ciechowski und war bereits ein erster Vorgeschmack auf die hervorragende Klangsymbiose der beiden. „Cello und Piano lassen sich prima stapeln, da gibt es eine gute Frequenz-Bandbreite“, erklärt Hania Rani die Vielschichtigkeit von „Inner Symphonies“, die von ihrer Vorliebe für komplexe elektronische Musik herrührt, weshalb sich auch in ihren Stücken die Spuren addieren und von feingliedrigen, elektronischen Supplements untermalt werden – so ähnlich, wie das auch bei Nils Frahm Methode hat. Ihn hatte Rani während ihrer Zeit in Berlin entdeckt und schätzen gelernt und ist noch immer dabei, seinem Verständnis von Musik und Sound näherzukommen. „Da bündelt sich ein enormes Wissen“, sagt sie. „Wir interessieren uns beide sehr für die Qualität von Sounds. Wo sie dich hinbringen und welch Atmosphäre kleinste Details zu erzeugen im Stande sind.“ „Wir haben zwar nur zwei Instrumente“, ergänzt Czocher, „aber am Ende klingt „Inner Symphonies“ fast wie ein Sinfonie-Orchester.“ Für den frischen Ansatz ihres Albums war stets der Blick über den Tellerrand, abseits der Klassik, ausschlaggebend. „Wir sind mit Chopin und Bach aufgewachsen“, sagt Czocher. „Uns begeistern aber auch Radiohead oder Pink Floyd. Und das ist es auch, was uns zwei so verbindet. Unsere Offenheit und unsere Neugierde.“ Rani und Czocher kennen sich seit fünfzehn Jahren, durch die Musik wuchs eine enge Freundschaft, durch die Freundschaft eine geteilte Begeisterung für die Natur und cineastische Klangwelten. Beides lässt sich auf ihrem Album nicht nur in jedem Ton nachfühlen, sondern auch an Titeln wie „Whale‘s Song“ ablesen. Der Musik wohnt trotz melancholischer Grundstimmung immer auch Hoffnung inne. So wird selbst ein Filmklassiker wie „There Will Be Blood“ in den Händen von Rania und Czocher kurzerhand zu „There Will Be Hope“ transformiert.

Hania Rani & Dobrawa Czocher
Inner Symphonies

Deutsche Grammophon – 15. Oktober

Die Neugierde des polnischen Duos gepaart mit dem Blick über den Tellerrand führt Hania Rani & Dobrawa Czocher in eine faszinierende, kaleidoskopische Zwischenwelt, in der Neo-Klassik und sanft elektrifizierter Soundtrack in einer wohltemperierten Wechselbeziehung zueinander stehen. Neben Highlights wie dem lebhaften „Con Moto“ oder dem programmatischen „Whale’s Song“ stößt jedes der zehn Stücke eine malerisch melancholische Tür in eine von Hoffnung begleitete Naturwelt auf. Vielschichtiger können Cello und Piano kaum klingen.

Daniel Thomas