Kino
17.04. | Kinostart der Woche
Oslo Stories: Liebe - Träume - Sehnsucht
Foto: Alamode Film
Liebe, Träume, Sehnsucht
Die preisgekrönte Trilogie »Oslo Stories« des norwegischen Regisseurs Dag Johan Haugerud startet ab Mitte April nach und nach im Kino. Los geht es mit »Liebe«.
Dag Johan Haugerud, drei lose zusammenhängende Filme, die innerhalb eines Jahres bei Filmfestivals Premiere feiern und dann in kurzem zeitlichen Abstand als »Oslo Stories« in die Kinos kommen – wie kam es zu diesem anspruchsvollen Projekt?
Den Anfang nahm eigentlich alles mit der Geschichte, die nun den Titel »Sehnsucht« trägt. Die war zunächst als mittellanger Film von einer knappen Stunde gedacht, doch so etwas wollte leider niemand finanzieren. Also fing ich im Gegenteil an, größer zu denken und hatte Lust, über Liebe, Sex und Sehnsucht aus verschiedenen Perspektiven nachzudenken. Außerdem hatte ich verschiedene Schauspieler:innen im Sinn, mit denen ich arbeiten wollte. Denen schrieb ich ihre Figuren dann auf den Leib.
In allen drei Filmen geht es um ein Begehren abseits von Monogamie, Heteronormativität und gesellschaftlichem Status Quo. Warum ist Ihnen das so wichtig?
Ich möchte Queerness und all die von Ihnen angesprochenen Dinge einfach auf eine Weise zeigen, bei der es nicht um das Problematisieren geht. Die Selbstverständlichkeit von queerem Leben in einer Hetero-Mehrheitsgesellschaft ist etwas, das ich darstellen wollte, ohne – wie sonst oft üblich – von Coming-outs, Homophobie und ähnlichem zu erzählen. Gerade in Zeiten, in denen alle liberalen Fortschritte der vergangenen 50 Jahre, angefangen mit den Errungenschaften der Frauenbewegung, zerbrechlicher denn je erscheinen.
Lassen Sie sich auch von Ihrem eigenen Leben zu diesen Geschichten inspirieren?
Sie meinen, weil ich selbst ein queerer Mann bin? Nicht wirklich. Die Gedanken, Ideen und Biografien anderer Leute finde ich meistens sehr viel interessanter als meine eigenen. Außerdem finde ich immer enorm viel Inspiration in Büchern, die ich lese.
Der deutsche Obertitel der Trilogie deutet es an: Neben den Figuren spielt auch Oslo als Stadt eine zentrale Rolle in diesen Geschichten. Warum?
Ich stamme selbst ursprünglich gar nicht aus Oslo, sondern aus einer Stadt, die rund anderthalb Stunden entfernt ist. Aber als ich jung war, kamen wir immer wieder nach Oslo, nicht zuletzt zum Rathaus, das nun in den Filmen auch sehr präsent ist. Für mich ist gerade dieses Gebäude das Herz der Stadt und wenn ich es sehe, spüre ich ein Gefühl von Zuhause. Mein Blick darauf ist nun bewusst ein nostalgisch geprägter, denn Oslo hat sich seit meiner Jugend enorm verändert.
Oslo Stories: Liebe - Träume - Sehnsucht
jeweils ca. 2 Stunden
Liebe und Nähe, aber auch Sex, Begehren und allgemein Partnerschaft sind die Themen, die Dag Johan Haugerud in den Filmen seiner »Oslo Stories«-Trilogie umtreiben. Bevor es im diesjährigen Berlinale-Gewinner »Träume« (Kinostart: 8. Mai) um die Emotionen einer Schülerin und dann in »Sehnsucht« (Kinostart: 22. Mai) um zwei ihre heterosexuelle Männlichkeit hinterfragende Schornsteinfeger geht, handelt »Liebe« von einer pragmatischen Ärztin, einem schwulen Pfleger und deren unterschiedlichen Blick auf Zweisamkeit und Beziehungen. Ein wundervoll zartes, kluges und zutiefst menschliches Werk.
Patrick Heidmann