Kino

16.06. | Kinostarts der Woche

16.06. | Kinostarts der Woche

  1. Massive Talent
  2. A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe
  3. Zwischen uns

Massive Talent
23. Juni, 1 Std. 48 Min.
Nicht zu fett, nicht zu alt, nur einfach zu… Nicolas Cage. Nic Cage hat es satt, derartige Absagen einzufahren. Mit Hollywood ist er so fertig wie seine Tochter Addy (Lily Sheen) und Ex-Frau Olivia (Sharon Horgan) mit ihm. Ein letzter lausiger Job – ein Auftritt bei der Geburtstagsfeier eines superreichen Fans (Pedro Pascal) – soll nochmal richtig Geld in die Kasse spülen, und dann ist Schicht. So lautet der Plan, der lediglich der Prolog zur Hollywood-Spoof-Action-Satire „Massive Talent“ ist. Was folgt, ist eine fetzige „Mischung aus Iñárritu und Cassavetes“ (so Cage) mit einer tüchtigen Prise Michael Bay. In die hätte Autor und Regisseur Tom Gormican vermutlich auch einen anderen einschlägig vorbelasteten Hollywood-Star hineinschreiben können – einen aus dem Clooney/Pitt-Clan etwa. Aber nur Cage kann sich mit seinem eigenen Action-Helden-Image verwechseln, während er mit sich als Sailor Ripley darüber streitet. Und nur Cage nimmt man diese liebevoll egozentrische Selbstironie tatsächlich ab.

Edda Bauer


A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe
5. Mai, 1 Std. 45 Min.
„Alles beginnt mit einem A“, erklärt Anna zu Beginn des Films. Man denke an das Seufzen beim Orgasmus oder den Schrei nach der Geburt. Hier beginnt alles mit einem Straßenraub. Den Dieb erkennt Anna in dem 17-jährigen Adrian wieder, dem sie Sprachunterricht geben soll, damit er den Theaterkurs besteht. Eine reizvolle Aufgabe für die alleinstehende Diva. Schnell entwickelt sich eine Amour fou, die dieses ungleiche Paar nach Cannes führt, wo es der Wirklichkeit einige romantische Tage stiehlt. Sophie Rois kommentiert das Geschehen aus dem Off vertraut kratzbürstig, ihrer Figur gibt sie im Spiel aber eine faszinierend empfindsame, geradezu zarte Seite. An ihrer Seite spielen Milan Herms mit nonchalanter Tollpatschigkeit und Udo Kier als weicher Dandy. Regisseurin Nicolette Krebitz beobachtet in ihrem neuen Film einmal mehr eine wilde Liebe und gibt einer der besten deutschsprachigen Schauspielerinnen eine große Bühne, damit sie dort die sexuelle Freiheit der Frau mit verschmitztem Grinsen feiern kann.

Thomas Hummitzsch


Zwischen uns
16. Juni, 1 Std. 22 Min.

Obwohl sich die alleinerziehende Eva (Liv Lisa Fries) herzergreifend liebevoll um ihren autistischen Sohn Felix (herausragend: Jona Eisenblätter) kümmert, führt dessen Asperger-Syndrom sowohl in der Schule als auch zu Hause zu schwierigen Situationen. Dabei erweisen sich nicht nur die Mitschüler des 13-Jährigen, sondern auch die Erwachsenen als überfordert. Selbst die geschulte Betreuerin Elena (Lena Urzendowsky) wirkt hilflos. Auch wenn „Zwischen uns“ deutliche Parallelen zum thematisch vergleichbar gelagerten „Systemsprenger“ aufweist, so ist der beeindruckende Debütfilm von Max Fey trotz ähnlich erschütternder Szenen deutlich leiser geraten. Mit viel Sensibilität und Einfühlungsvermögen veranschaulicht Fey, welche Folgen die dem Asperger-Syndrom immanenten Defizite bei der sozialen Interaktion und Reizverarbeitung nach sich ziehen können. Dadurch zählt „Zwischen uns“ schon jetzt zu den wichtigsten und berührendsten Filmen des Jahres, die man unbedingt gesehen haben sollte.

Dirk Hartmann