Kino
16.01. | Kinostarts der Woche
La Cocina • Elternabend
Bild: Square One Entertainment
La Cocina
Bild: Square One Entertainment
16. Januar, 2 Std. 19 Min.
Das Kitchen-Drama hat in den letzten Jahren in TV und Kino eine Renaissance erlebt. Die US-Serie „The Bear“ und das britische Pendant „Boiling Point“ begeistern Kritiker und Publikum gleichermaßen mit menschlichen Dramen zwischen den Kochtöpfen. Hier reiht sich auch Alonso Ruizpalacios „La Cocina“ ein. Allerdings verbindet er den Stress in einer Küche am New Yorker Times Square mit einem Blick auf die Lebensrealität von Einwandererinnen im Big Apple. In Küche und Leben der Protagonistinnen regiert das Chaos. Statt Haute Cuisine wird hier in Cherry Coke gewatet, statt der Jagd nach Michelin-Sternen geht es hier eher darum, den Tag zu überleben. Die 139 Minuten spielen sich größtenteils in Echtzeit ab und stressen entsprechend. Der kulinarische Zirkus wird getragen von einem exzellenten Schauspieler-Ensemble, in dessen Zentrum Rooney Mara und Raúl Briones stehen. Die irre Choreographie in der Küche inszeniert Juan Pablo Ramírez in ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Bildern und schwindelerregenden Plansequenzen. Nur essen möchte man nicht unbedingt, was hier auf den Teller kommt.
Lars Tunçay
Elternabend
Bild: Pandora Film, Eye Eye Pictures
16. Januar, 1 Std. 56 Min.
In einer norwegischen Grundschule scheint es einen Zwischenfall gegeben zu haben, von einem sexuellen Übergriff auf der Toilette ist die Rede. Die Eltern werden einberufen und fallen aus allen Wolken. Erstens, weil es sich bei den mutmaßlich beteiligten Jungen um Sechsjährige handelt, zweitens, weil beide Familien eng befreundet sind. Bei dem Versuch, der Sache auf den Grund zu gehen, kommen Ungereimtheiten ans Tageslicht, die zu gegenseitigen Verdächtigungen führen. Für „Elternabend“, den Debütfilm von Ingmar-Bergmann-Enkel Halfdan Ullmann Tøndel, gab es in Cannes die Goldene Kamera, dabei ist genau diese Kamera vor allem ein Instrument der Manipulation. Sie schwebt durch dunkle Schulflure, begleitet herbeiinszenierte Dialoge in verwaisten Klassenzimmern und richtet sich gegen Ende auf eine Tanzchoreografie, die den erzählerischen Rahmen des Films sprengt. Der dreht sich weniger um aus dem Ruder gelaufene Kinderspiele als vielmehr um die Spiele unter Erwachsenen. Und die kennen keine Regeln.
Markus Hockenbrink