Musik

Die Fassade ist makellos, doch hinter den Kulissen tobt: das Chaos. Diesem Gedanken geht der 48-jährige Indie- und Folk-Rocker, Gelegenheitsschauspieler und Kreativbolzen Andrew Bird auf seinem neuen Album nach. "Inside Problems" hält elf Song-Eigengewächse bereit, die es in sich haben. Inhaltlich wie musikalisch. Live mit kleiner Combo aufgenommen, stellt der aus Illinois stammende Sänger und Songwriter erneut einen überbordenden Ideenreichtum aus. Einfälle, die den in hohen Lagen an einen pomadigen Chris Isaak erinnernden Sänger an- und vor sich hertreiben, ihm jede Form von Kontemplation verwehren. Beispiel: Der grandiose Opener "Underlands" – eine über sechsminütige Americana-Oper, vollgepackt mit grandiosen Regie-Einfällen, mit Tonart- und Tonfall-Wechseln, Sixties-Beat, Roots-Klängen, jazzigen Harmonien, Revue- Frohsinn und Morricone-Soundtrack-Atmo. Wie ein Borderliner lotet Bird auch in den weiteren Songs die Höhen und Untiefen der menschlichen Psyche aus. Radikal, aber auch: genial. Ein Dylan auf Ecstasy.

Andrew Bird
Inside Problems
Concord/Universal, 3. Juni