Literatur
14.08. | Hörbuch der Woche
Bernhard Aichner • Yoko
Der Audio VerlagIn Leggins zum Bestseller
Gut gelaunt erklärt Bernhard Aichner, weshalb das Hörbuch seines neuen Thrillers »Yoko« dank Sprecherin Vera Teltz ein Glücksfall ist, und warum sich seine Bücher am besten in Leggins schreiben lassen
Bernhard Aichner, oft entsteht aus einer klitzekleinen Idee ein Buch. Wie haben bei »Yoko« die Zahnräder in Ihrem Kopf zu laufen begonnen?
Ich saß beim Chinesen und öffnete nach einem herrlichen Essen einen Glückskeks. Mir wurde ein langes erfülltes Leben versprochen, worüber ich mich sehr gefreut habe. Im selben Moment jedoch fragte ich mich, wie es wohl wäre, wenn die Botschaft das Gegenteil verspräche. Was, wenn einem der Tod vorausgesagt wird? Wenn eine Drohung auf dem Zettelchen steht? Ein Urteil? Ich war sofort Feuer und Flamme und habe begonnen meine Hauptfigur zu zeichnen. Eine Frau, die sich rächt, weil das Glück sie von heute auf morgen einfach verlässt.
Wer ist Ihre Protagonistin Yoko? Können Sie sie kurz beschreiben?
Yoko ist Ende zwanzig, zufrieden, verliebt. Sie betreibt eine Glückskeksmanufaktur, alles könnte für immer so bleiben, wie es ist. Doch dann ist sie zur falschen Zeit am falschen Ort. Sie erfährt Leid, das Schöne ver- schwindet, Wut und Zorn machen sich breit. Und Yoko wird zur gnadenlosen Rächerin, weil sie nichts mehr zu verlieren hat.
Starke Frauenfiguren und das Thema Rache sind ein wiederkehrendes Motiv in Ihren Büchern. Was macht die Kombination so stark?
Ich habe Rachegeschichten immer schon geliebt. Der Graf von Monte Christo, Clint Eastwood, Kill Bill, ich war immer auf der Seite der Rächerinnen und Rächer, war gebannt und gefesselt, wohl auch deshalb, weil die eigenen Rachegelüste in der Fiktion hemmungslos ausgelebt werden dürfen. Mittlerweile genieße ich das als Autor. Vor allem, wenn Frauen sich rächen, den Spieß umdrehen, Respekt einfordern, Demütigungen nicht mehr dulden und Männer bestrafen – dafür, dass sie Gewalt ausüben, terrorisieren und unterdrücken.
Ihr Schreibstil ist bekannt für temporeiche, kurze Sätze. Wie harmoniert das mit Stimme und Sprechweise von Vera Teltz, die das Hörbuch eingelesen hat?
Vera Teltz ist ein absoluter Glücksfall für mich. Ihre Stimme ist grandios, ihr Gefühl für Tempo und Rhythmus passt perfekt, sie spürt den Text, haucht den Figuren Leben ein und lässt Emotionen groß werden. Es ist immer ein Vergnügen, ihr zuzuhören.
Roland Barthes behauptet in »Der Tod des Autors«, dass der Sinn ganz allein durch den Leser erzeugt werden kann. Haben Sie durch die Hörbuchfassung neue Aspekte an Ihrem Roman entdecken können?
Ich bin generell der Meinung, dass ein Buch ein Projekt ist, das Autorinnen und Autoren mit ihren Leserinnen und Lesern gemeinsam verwirklichen. Ich skizziere und die Leser malen das Bild aus, das ich entworfen habe. Sie bringen ihre eigene Fantasie mit, erwecken die Figuren zum Leben. Emotion kommt ins Spiel, man lebt mit, leidet, liebt, hasst. Erst wenn man sich die Geschichte
»erliest« oder sie anhört, wird sie zur Wirklichkeit. Dann erst ergibt alles einen »Sinn«.
Es heißt, Sie schreiben am liebsten in Totenkopf-Leggins und einer Wolljacke. Wie kam es zu dieser Tradition und kam diese auch bei »Yoko« zum Zuge?
Das hat vielleicht ein wenig mit Aberglaube zu tun. Je abgefahrener und schriller die Höschen, desto besser die Bücher. Habe ich mir irgendwann so ausgedacht, und jetzt ist das Schreib-Outfit gesetzt. Es gibt Leg- gings mit kleinen bunten Füchsen, Bienchen und Blumen. Die Hauptsache aber ist, dass es geschmeidig und gemütlich sein muss. Und Bio-Baumwolle. Dann wird es meistens ein Bestseller. (lacht)
Bernhard Aichner
Yoko
Der Audio Verlag / Ungekürzte Lesung mit Vera Teltz / 6 Std. 54 Min.
Björn Eenboom