Kino

14.03. | Kinostart der Woche

Trautmann

TrautmannTRAUTMANN

Square One

Kriegsgefangener, Fußballlegionär, Endspielheld – die Lebensgeschichte von Bernd Trautmann, genannt Bert, erweist sich als perfekter Kinostoff.

Großbritannien, kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs: Das Leben im Gefangenenlager ist hart. Seine trockene Schlagfertigkeit hilft Bernd Trautmann (David Kross) auch nicht weiter, im Gegenteil, sie erweist sich als haft verschärfend. Nach einer Retourkutsche bekommt der 17-jährige Deutsche den Zorn des Lagerkommandanten zu spüren und muss Latrinen putzen. Die einzige Abwechslung für ihn und all die anderen Soldaten der Wehrmacht, die hier festgesetzt sind: das tägliche Fußballspiel. Einer der Lieferanten des Lagers, der robuste Jack Friar (John Henshaw), ist Trainer des örtlichen Fußballvereins und erkennt Trautmanns Talent als Torwart sofort. Sein eigener Keeper ist ein Fliegenfänger und so lotst Friar den jungen Deutschen ins Team. Eine lebensverändernde Maßnahme für alle Beteiligten. Der St. Helens Town AFC gewinnt plötzlich seine Spiele, Friars Tochter Margaret (Freya Mavor) und Bernd kommen einander nach anfänglichem Zwist näher und dann steht plötzlich auch noch der Talent-scout von Manchester City am Spielfeldrand. Der schlicht „Trautmann“ betitelte Film von Marcus H. Rosenmüller erzählt eine wahre Geschichte. Eine jener Sorte, wie sie der Sport zuweilen schreibt, so schillernd, spannend und dramatisch, dabei wie gemacht für die Kinoleinwand. Der Held der Geschichte, Bernd Trautmann, wird 1923 in Bremen geboren, als Fallschirmjäger gerät er in englische Gefangenschaft . Über einen kleinen Dorfverein landet er beim legendären Fußballklub Manchester City und wird dort selbst zur Legende. Muss er sich zu Beginn die Anfeindungen der Briten gefallen lassen, wird aus dem verhassten Ex-Nazi der wohl größte Held der Vereinsgeschichte. Im Endspiel um den FA-Cup 1956 gegen Birmingham sind es Trautmanns Paraden, die ManCity den Sieg sichern und das, obwohl er nach dem Zusammenprall mit einem Gegenspieler mit gebrochenem Halswirbel weiterspielt. Mag die dramaturgische Zuspitzung da und dort etwas forsch daherkommen, was letztlich dem zeitlich begrenzten Format geschuldet ist, so gelingt Rosenmüller bei seiner Umsetzung dennoch ein fi lmisches Kunststück. Ohne das Grauen des Krieges auszublenden, ist „Trautmann“ ebenso ein Stück beeindruckende Sporthistorie wie Liebesgeschichte und Charakterstudie, liebevoll ausgestattet, toll gespielt und prallgefüllt mit Zeitkolorit. Ingo Scheel

FAZIT: Tanzszenen und Sportaufnahmen – die Mammutaufgaben für Kinomacher. Rosenmüller gelingt beides. „Trautmann“ swingt und kickt, rührt zu Tränen und euphorisiert. Gut, dass David Kross ihn nicht nur wunderbar zurückgenommen darstellt, er kann auch noch Fußball spielen. Die ebenso überfällige wie gelungene Huldigung eines legendären Sportsmannes.