Musik

13.12. I Album der Woche

Daniel Lozakovich • None But The Lonely Heart

Deutsche Grammophon

Die richtige Mentalität

Beinahe wäre Daniel Lozakovich Tennis-Profi geworden. Doch dank seiner Überzeugungsarbeit macht der Achtzehnjährige sich stattdessen als Shooting-Star der Klassikszene einen Namen.

Ihre Eltern sind keine Musiker. Wie haben Sie ihre Liebe zur Geige entdeckt?
Ich war bereits von klein auf sehr musikalisch und habe viel gesungen. Daraufhin meldeten meine Eltern mich bei einer Musikschule an. Aus den 18 Instrumenten suchte ich mir sofort die Geige aus. Diese Schönheit – es war eine magische Anziehungskraft. Meine Mutter wollte mich davon überzeugen, doch lieber Klavier zu spielen wie die meisten anderen. Kein Mensch hat gerne einen Geigen-Anfänger im Haus. (lacht) Ich musste also einiges an Überzeugungsarbeit leisten, denn am liebsten hätte sie mich zum Tennis-Profi gemacht. Aber mit dem Argument, dass man Tennis nur bis zu einem gewissen Alter und Geige ein Leben lang spielen kann, zog ich sie dann auf meine Seite.

Trotzdem sind Sie immer noch sportlich und pflegen für einen klassischen Violinisten ein eher ungewöhnliches Hobby: Boxen. Haben Sie keine Angst um Ihre Handgelenke?
Nein, ich boxe bereits seit ein paar Jahren und mein Körper ist daran gewöhnt. Tatsächlich hat mich sogar mein Mentor Vladimir Spivakov dazu inspiriert, weil er selbst auch geboxt hat. Mir gefällt der Aspekt, dass der Kampf im Unterschied zur Musik nicht im Inneren, sondern äußerlich stattfindet.

Gibt es auch Gemeinsamkeiten zwischen dem Boxen und dem Geigespielen?
Ja. Beides hat sehr viel mit der mentalen Einstellung zu tun. Man kann den Boxkampf nur gewinnen oder das Stück perfekt spielen, wenn man mental wirklich darauf vorbereitet ist und daran glaubt. Aber auch andere Dinge sind sich sehr ähnlich, wie beispielsweise der Rhythmus, Reaktion oder das Timing. Wenn ich in der Musik eine Note einen Bruchteil zu früh oder zu spät spiele, dann kann das die komplette Struktur einer Phrase oder Melodie verändern. Wenn ich im Boxen eine Sekunde zu früh oder zu spät schlage oder ausweiche, dann habe ich ebenfalls ein Problem. (lacht)

Sie gelten als neues Wunderkind der Klassikszene. Haben Sie sich bei den Aufnahmen zu „None But The Lonely Heart“ deswegen unter Druck gesetzt gefühlt?
Ich denke darüber nicht wirklich nach. Die oberste Priorität ist derzeit, ein „echter“ Musiker zu werden. Dabei ist das Wichtigste für mich, meine eigene Stimme und meinen eigenen Stil zu finden. Natürlich ist das in gewisser Weise ein lebenslanger Prozess, denn man ist stetig auf der Suche, beispielsweise nach der richtigen Klangfarbe oder dem perfekten Ausdruck. Meiner Meinung nach macht aber genau dieser stetige Drang nach Perfektion einen echten Musiker aus.

Daniel Lozakovich
None But The Lonely Heart

Fazit: Tschaikowsky steht als einer der wichtigsten Komponisten der Romantik für große Gefühle. Daniel Lozakovich meistert nicht nur die technischen Schwierigkeiten, die dessen virtuosem Violinkonzert zu Grunde liegen, sondern brilliert gleichermaßen mit seinem warmen Klang. Besonders zeigt sich dieser in dem titelgebenden Stück „None But The Lonely Heart“, das in Lozakovichs Interpretation trotz der ursprünglichen Komposition für Klavier und Stimme an Gesanglichkeit nichts missen lässt.

Foto: © Johan Sandberg