Musik

13.09. | Album der Woche

Devandra Banhart • Ma

Mr. Banhart, Sie haben dieses Jahr bereits zwei Bücher veröffentlicht und an einer Modekollektion mitgearbeitet. Nun folgt ein neues Album. Brauchen Sie all diese kreativen Outlets?
Ohja! Mein erstes Buch war eine große Sache. Ich habe ein Jahr nur daran gearbeitet und keine Musik gemacht, weil ich endlich beweisen wollte, dass ich ein richtiger Künstler bin. Als ich eines Tages in einem Buchladen stand, wurde mir klar, dass niemand genau jetzt nach einem weiteren Kunstbuch schreit. Man muss diese Dinge also nicht machen – aber das heißt nicht, dass man sie nicht tun sollte. Ich mache Kunst, weil ich nicht anders kann. Für mich gibt es keinen Unterschied zwischen meinem Leben und meiner Kunst.

Ist »Ma« Ihrer Mutter gewidmet?
Genau, das Album sollte ursprünglich auch Maria heißen, wie meine Mutter. Aber dann beschloss ich, es » Ma « zu nennen, weil sich der Begriff noch weiter fassen lässt. Er steht also schon für meine Mutter, ist aber gleichzeitig eine Metapher für verschiedene Themen, die alle mit Mutterschaft zu tun haben.

Und zwar?
Zum einen geht es um die Hilflosigkeit und den Schmerz einer Mutter, die gezwungen ist, ihr eigentlich geliebtes Kind zur Adoption freizugeben, weil sie nicht in der Lage ist, es großzuziehen. Das ist auch eine Metapher für meine eigenen Gefühle, wenn ich meine Familie in Venezuela leiden sehe und nicht helfen kann.

Sind Sie oft in Venezuela?
Ich war vor zwei Jahren zuletzt dort, um meinen Bruder zu besuchen. Alles ist wahr: Die langen Schlangen von Menschen, die auf Brot warten, die Verzweiflung, die Angst, das unterdrückende Gefühl einer Diktatur. Stellen Sie sich vor, in Deutschland würde jedes Plakat, jedes Gebäude und jedes Gemälde den Präsidenten abbilden. Man muss es selbst gesehen haben, um zu verstehen, welche Qualen das diktatorische Regime den Menschen zufügt.

Auf Ihrer kommenden USA-Tour spenden Sie von jedem Ticket einen Dollar an »World Central Kitchen«, die Flüchtlinge aus Venezuela mit Essen versorgt.
Das ist das Mindeste, was ich tun kann. Im Grunde mache ich damit auch nicht viel, aber trotzdem kommen ein paar Dollar zusammen und vielleicht hilft es ein bisschen, das Leid zu lindern. Vor dem Hintergrund, wie angsteinflößend es derzeit ist, in den USA zu leben, wächst dieses Bedürfnis zu helfen immer mehr in mir.