Kino

13.08. | Kinostarts der Woche

Eingeimpft • Cobain

COBAIN

W-Film • 13. September

Cobain„Cobain“ ist eine außergewöhnliche Mutter-Sohn-Geschichte mit vertauschten Rollen. Nachwuchstalent Bas Keizer und Naomi Velissariou spielen einen 15-Jährigen und seine schwangere Junkie-Mutter: Zwei verlorene Seelen, die nicht wirklich miteinander, aber auch nicht ohne einander leben können. Absolut berührend und bei aller Härte voll flirrender Lebensenergie – bis hin zu einem schier atemraubenden Finale.

„Cobain“ feierte seine Weltpremiere auf der Berlinale 2018 in der Generation 14plus. Der sechste Spielfilm der niederländischen Autorenfilmerin Nanouk Leopold („Brownian Movement“, „Oben ist es still“) ist eine bewegende Mutter-Sohn-Geschichte von schmerzhafter Leichtigkeit.


Eingeimpft Farbfilm • 13.09.

EingeimpftEin Paar ist sich nicht einig, das gemeinsame Kind impfen zu lassen. Weil der Mann Dokumentarfilmer ist, macht er einen erhellenden Film über ein umstrittenes Thema.

An den Reifenschaukeln vorbei geht David Sieveking über den Sandkasten. Langsam, suchend. Sollten Fixernadeln irgendwo im Sand liegen, wird er sie entfernen. Damit sich seine kleine Tochter Zaria nicht versehentlich reinsetzt. Er folgt damit einem gängigen Rat: Ist dein Kind nicht gegen Hepatitis geimpft , dann suche vorher den Spielplatz nach Fixernadeln ab. Ginge es nach David Sieveking wäre seine Tochter längst schon geimpft , denn er ist wenig begeistert davon, fahndend umherzustreifen. Ist sie aber nicht. Lebensgefährtin Jessica de Rooij hat aufgrund eigener negativer Erfahrungen große Vorbehalte gegen das Impfen. Was also tun? Das Dilemma des Paares ist ein Dilemma vieler Eltern: Impfen, ja oder nein? Die Befürworter sagen, was gibt es da lange zu überlegen. Jeder Mensch erhält bei seiner Geburt einen Impfausweis. Und dann impft man eben durch. Und fertig. Auch David Sieveking überlegt nicht lange, als eine Ärztin die gängige Sechsfachimpfung anspricht. „Sein Kind gegen sechs Krankheiten auf einmal impfen lassen - was gibt es da noch zu zögern?“, überlegt er laut. Doch Jessica ist wenig später den Tränen nahe, bei dem Gedanken daran, Zaria impfen zu müssen. Um seine Freundin vom Nutzen zu überzeugen, beschließt David: „Ich werde Jessica jetzt mal zeigen, wie ein Dokumentarfi lmer recherchiert.“ Daraus entstanden ist „Eingeimpft “, ein Film, für den er um die halbe Welt reist, zu Gesprächen mit Ärzten, Forschern, Pharmavertretern und Impfgeschädigten. Und feststellen muss: ganz so bedenkenlos ist das mit dem Impfen nicht. Auch er beginnt zu zweifeln. Typisch für David Sieveking handelt es sich um keine rein nüchterne Doku, worauf allein schon der Untertitel „Familie mit Nebenwirkungen“ verweist. Bereits bei „Vergiss mein nicht“ gab er einen sehr persönlichen Einblick in den Alltag mit seiner, inzwischen verstorbenen Mutter, die Alzheimer hatte. Nun zoomt er hinein in sein eigenes Familienleben. Er, der frühere Kreuzberger Junggeselle, der sich nun als Vater mit Problemen ganz anderer Art konfrontiert sieht. Das Th ema Impfen bleibt der rote Faden, gleichzeitig nimmt er den Zuschauer mit in die Höhen und Tiefen seines Lebens mit Frau und Kind. Ihm gelingt dabei der Balanceakt, einem komplexen Th ema nicht den Ernst zu nehmen und dennoch mit viel Humor auf seine eigene Situation zu blicken. Diese Verfl echtung muss man mögen, denn genau dann entfaltet sie unbestritten ihren Charme.

FAZIT: Stell dir vor, du impfst dein Kind und es geht schief. Wie den Nutzen gegen die möglichen Nebenwirkungen abwägen? Weil Regisseur David Sieveking sich im Film als Vater selbst an dieser Frage abarbeitet, gelingt ihm ein wissenschaftliches und komplexes Thema in die Intimzone Familie zu bewegen und dadurch den Fokus ganz nah zu stellen. Mit emotionalen Nebenwirkungen.

Sylvie-Sophie Schindler