Kino

13.02. | Kinotipp der Woche

Bombshell

Bombshell
Wild Bunch, 13. Februar

„Bombshell“ handelt von einem der größten Belästigungs-Skandale der Mediengeschichte. Ein Film über die weiblichen Opfer, mit John Lithgow als Täter. Wir trafen ihn zum Interview.

Mr. Lithgow, wie schwer war es, die menschliche Seite des Fox News-Chefs Roger Ailes zu finden, dem zahlreiche Mitarbeiterinnen jahrelange sexuelle Belästigung vorwarfen?
Wenn eine Figur gut geschrieben ist, hat man es als Schauspieler eigentlich nie schwer. Ailes hat mich fasziniert und ich habe versucht, so viel wie möglich über ihn herauszufinden. Was gar nicht so einfach war, denn filmen lassen hat er sich kaum. Aber ein Bekannter von mir kannte ihn, als er noch Theaterproduzent in New York war. Der berichtete von Ailes’ softer Seite und das war natürlich wichtig für mich, schließlich kann ich nicht nur das eindimensional Böse spielen.

Je mächtiger er über die Jahre wurde, desto toxischer scheint sein Verhalten geworden zu sein... Im Grunde war das eine Terrorherrschaft, die Ailes da ausübte. Alle hatte Angst vor ihm, niemand hat sich getraut, offen zu sprechen. Solche Mechanismen der Macht haben mich immer schon gleichermaßen fasziniert wie abgestoßen, und natürlich habe ich sie auch schon selbst erlebt. In der Filmbranche wimmelt es schließlich vor machthungrigen Menschen. Irgendwann gerät jeder mal an so einen Tyrannen.
Eine Schlüsselszene zwischen Ihnen und Margot Robbie ist auf geradezu körperliche Weise unangenehm. Wie spielt man so etwas?
Wir wussten, dass dies wohl die wichtigste Szene des Films ist. Und das Spannende daran ist ja, dass eigentlich kaum etwas vorfällt. Liest man nur den Dialog zwischen den beiden, käme man gar nicht auf die Idee, dass da gerade etwas grundlegend falsch läuft. Fast klingt Ailes richtig nett. Aber unsere Aufgabe war es, die Belästigung sicht- und spürbar zu machen. Margot ist sensationell! Was sich da in ihrem Gesicht abspielt, muss man gesehen haben. Dass die Szene so fantastisch geraten ist, liegt allein an ihr und der Subtilität unseres Regisseurs.

Seit #MeToo ist viel von Veränderungen die Rede, die nötig sind, um in Hollywood für ein anderes Klima und mehr Gleichberechtigung zu sorgen. Sind die schon spürbar?
Seit einigen Jahren auf jeden Fall. Ich weiß noch, das erste Mal, dass ich mit einer Regisseurin arbeitete, war bei der Serie „Dexter“, nach fast 40 Jahren Karriere. In den letzten zehn Jahren wurden die Regisseurinnen aber mehr und mehr. Das ist doch fantastisch! Manchmal höre ich Beschwerden, einige solcher Veränderungen seien mit dem Holzhammer erzwungen. Na und? Selbst wenn, sie waren überflüssig.

Fazit Man muss nicht vertraut sein mit Fox News oder den Enthüllungen, die den Senderchef Roger Ailes zu Fall brachten, um „Bombshell“ folgen zu können. Jay Roach zeigt, durchaus mit Humor, die Strukturen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz, unterstützt von einem starken Ensemble um die Hauptdarstellerinnen Charlize Theron, Nicole Kidman und Margot Robbie.

Bild: Wildbunch Germany

Patrick Heidmann