Literatur

12.09. | Hörbuch der Woche

Dort, dort

Tommy Orange

Tommy Orange - Dort, dort
gelesen von Christian Brückner
Parlando • 8 Stunden

Es ist nicht zuletzt dem anhaltenden Erfolg von Louise Erdrich zu verdanken, dass die Literatur der amerikanischen Ureinwohner allmählich den verdienten Raum in der Öffentlichkeit gewinnt. Tommy Orange, Mitglied der Stämme der Cheyenne und Arapaho, macht keinen Hehl aus seinem Dank für Erdrichs Pionierarbeit: Gleich zu Anfang von „Dort, dort“ führt er sie als wichtige Inspiration für seinen Protagonisten Tony Loneman an. Wobei der nur eine von vielen Figuren dieses mitreißenden Romandebüts ist, das mit großer emotionaler Wucht und in gnadenloser sprachlicher Klarheit die gegenwärtige Situation der Native Americans in den urbanen Zentren der USA schildert – Bilderbogen, Sozialstudie und Thriller zugleich. Die vielen Personen und Perspektiven sind auch die große Herausforderung für Sprecher Christian Brückner, Robert de Niros deutsche Stimme. Doch der erfahrene Brückner sieht davon ab, den Figuren starke Persönlichkeiten zu geben, liest eher vor und vertraut dabei ganz auf die Kraft des Textes. Eine weise Entscheidung.

Friedrich Reip