Musik

12.07. | Album der Woche

Bill Laurance & The Untold Orchestra • Bloom

Act

12.07. | Album der Woche  - Bill Laurance & The Untold Orchestra •  Bloom

Foto: Axel Wolstenholme


Musikalischer Jedi

Snarky-Puppy-Pianist Bill Laurance trifft für sein neues, kontrastreiches Soloalbum »Bloom« auf ein junges Orchester aus Manchester.

»Mit einem Orchester zu arbeiten ist der Heilige Gral, das Ende des Regenbogens«, erzählt Bill Laurance – und erinnert sich daran, im Rahmen seines Musikstudiums an der Universität in Leeds auch Erfahrungen als Dirigent gesammelt zu haben: »Du hast den besten Platz im Saal, du schwimmst im Klang von Saiteninstrumenten. Du bist eine Art musikalischer Jedi, deutest mit dem Dirigierstab in eine Richtung und dieser Klang kommt auf dich zurück.« Für sein neues Album »Bloom« arbeitete der britische Komponist und Pianist mit The Untold Orchestra. »Sie sind ein fantastisches Ensemble aus jungen Musikern des Royal Northern College of Music in Manchester. Lebendig, voller Enthusiasmus und hungrig darauf, Musik zu machen«, schwärmt der Grammy-Preisträger. Gemeinsam, so Laurance, habe man die Schnittmengen und Gegensätze zwischen der präzise niedergeschriebenen Ästhetik der Klassik und der im- provisatorischen Freiheit des Jazz ausgelotet. Gleich zu Beginn der Kompositionsarbeit habe er sich eine Prämisse auferlegt: »Ich habe die bewusste Entscheidung getroffen, die Rhythmusgruppe wegzulassen und nur für Streicher und Klavier zu schreiben. Das eröffnete mir eine ganz neue Welt an kompositorischen Möglichkeiten.« Laurance beruft sich hier auf die minimalistischen, trancehaften Ostinatos von Philip Glass und Steve Reich, aber auch auf Schostakowitsch und Vivaldi. Improvisation, dieses Thema ist in Laurances Werk wesentlich, hat für ihn im besten Fall etwas Meditatives. »Mein Ziel ist es, dass ich auf meine Hände schaue und das Gefühl habe, nicht zu wissen, wer gerade spielt. Dann sind das Publikum und ich auf derselben Reise – und alle gleichermaßen im Dunkeln, wohin es geht«, erzählt er. Dass es beim sogenannten freien Spielen auch Abende gibt, an denen man sich mit dem Moment und dem Publikum verbundener fühlt als an anderen, sei ganz normal. »Wie es klingt, sollte nicht der Fokus sein. Es sollte sich alles auf die Frage konzentrieren, wie du es tatsächlich gemeint hast«, erklärt er.Egal, ob mit seiner weltbekannten Band Snarky Puppy, mit Orchestern, Big Bands, als Solist oder im Duo mit Michael League: Bill Lau- rance widmete sich in seiner Karriere den unterschiedlichsten Formaten. Ein Format hat er allerdings noch auf seiner Wunschliste stehen: »Ein Klavierkonzert mit einem ganzen Sinfonieorchester. Irgendwann werde ich definitiv dort landen«, verspricht er.


Bill Laurance

Bill Laurance & The Untold Orchestra
Bloom

ACT • 26. April

Es sind große, mitreißende Melodiebögen und Wendungen, cineastische, üppige Klangwellen, die uns Bill Laurance auf seinem neuen Album »Bloom« präsentiert. Dabei bewegt sich der Pianist und Komponist zwischen den oft als gegensätzlich betrachteten Welten Klassik und Jazz, die beide Teil seiner musikalischen Ausbildung waren und auch heute noch die Spanne seiner Arbeiten ausmachen. Zwischen Komposition und Improvisation, zwischen durchdachter Präzision und größtmöglicher Freiheit ist »Bloom« eine faszinierende Klangreise.

Markus Brandstetter