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Book Club

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EuroVideo • 31. Januar

Mit 81 Jahren ist Jane Fonda erfolgreich wie lange nicht. Die Emmy-nominierte Netflix-Serie „Grace and Frankie“ startete gerade in die 5. Staffel, nun erscheint die Komödie „Book Club“ über einen Lesekreis aus vier lebens- und liebeslustigen Powerfrauen für das Heimkino. Auch beim Interview in Los Angeles gibt sich die zweifache Oscar-Gewinnerin humorvoll und blendend gelaunt.

Miss Fonda, das Buch, das Sie Ihrer Lesegruppe in „Book Club“ vorschlagen, ist „50 Shades of Grey“. Haben Sie den Roman je gelesen?

Selbstverständlich. Und nicht erst als Vorbereitung auf den Film, sondern gleich, als er damals zum Bestseller wurde. Ich wollte wissen, was es mit diesem Buch auf sich hat, über das alle sprechen. (lacht) Und ich bin wirklich froh, dass es geschrieben wurde, denn meiner Meinung nach hat es viele amerikanische Frauen wachgerüttelt. In Europa ist das natürlich noch mal etwas anderes.

Würden Sie sagen, dass Sex jenseits einer gewissen Altersgrenze noch immer ein Tabu ist?

Ich würde sogar sagen, dass zumindest hier in den USA das Thema Sex allgemein noch immer ein Tabu ist. Verrückterweise, denn gleichzeitig findet man ja Pornografie an jeder Ecke. Aber darüber gesprochen wird einfach nicht. Und natürlich haben Sie recht: Altersdiskriminierung kommt noch hinzu. Der Jugendwahn ist so ausgeprägt, dass sich viele Leute bei der Vorstellung, ältere Menschen könnten noch sexuell aktiv sein, beinahe ekeln. Nicht zuletzt deswegen war ich so begeistert von „Book Club“, in dem bei diesen auch nicht mehr ganz jungen Ladies ja noch einiges los ist.

War das der Grund für Sie, die Rolle anzunehmen?

Auch. Obendrein fand ich das Drehbuch einfach witzig. Und mir gefiel, dass es hier um Frauenfreundschaften geht. Nichts im Leben ist so wichtig wie die Freundschaft zwischen Frauen. Nicht einmal Sex. (lacht) Gerade, weil ich früher jemand war, der die Bedeutung solcher Frauenfreundschaften lange nicht zu schätzen wusste, sind sie mir heute umso wichtiger. Ich habe gelernt, dass man sehr bewusst etwas für ihren Erhalt tun muss, nicht zuletzt, wenn man erfolgreicher und älter wird.

Und wie sieht es mit den Männern aus? Haben Sie noch Dates?

Bis zum vorletzten Jahr hatte ich noch welche, ja. Jetzt lasse ich das aber sein.

Warum?

Ach, ich liebe es einfach, allein zu leben. Vor einigen Jahren, mit 72 oder 73, habe ich noch einmal eine neue Beziehung begonnen. Der Zeitpunkt damals war gut. Ich hatte gerade ein neues Kniegelenk verpasst bekommen, und in einer neuen Beziehung ist es ja wichtig, dass man auf die Knie gehen kann. (lacht) Aber dann wurde mein Partner sehr krank, obwohl er jünger war als ich. Und ich bin leider nicht sonderlich gut darin, mich um andere zu kümmern. Mittlerweile kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, noch einmal mit einem Mann zusammenzuleben.

Ist es das erste Mal in Ihrem Leben, dass Sie allein leben?

Im Grunde ja. Ich lebe zum ersten Mal in einem Zuhause, in dem alles mir gehört und von mir ausgesucht ist. Manchmal hätte ich gar nichts dagegen, einfach zu Hause zu bleiben und in meinem gemütlichen Bett zu liegen. Das vibriert nämlich!

Sie sind inzwischen 81 Jahre alt und scheinen so gut beschäftigt wie nie. Wie stehen Sie dieses Arbeitspensum durch?

Das frage ich mich oft selbst. Wichtig ist für mich auf jeden Fall, dass ich fast jede Nacht neun Stunden schlafen kann. Ist das nicht herrlich? Würde ich mein Bett mit jemandem teilen, wäre das sicherlich nicht so ohne Weiteres möglich. Gesund sein und genug schlafen, das verleiht reichlich Energie. Aber ich kneife mich fast täglich, weil ich es selbst nicht glauben kann, wie meine Karriere zurzeit verläuft. Immerhin hatte ich mich schon einmal 15 Jahre lang komplett aus dieser Branche verabschiedet.

Bereuen Sie diese zwischenzeitliche Frührente mittlerweile?

Nein, denn ich hatte ja Gründe dafür. Ich habe die Schauspielerei nicht, wie oft geschrieben wird, für meinen damaligen Mann Ted Turner aufgegeben, sondern weil ich keinen Spaß mehr daran hatte. Heute liebe ich meinen Job wieder und genieße es, eine alte Frau zu sein, die noch ganz gut aussieht und etwas zu sagen hat. So bald höre ich sicher nicht wieder auf! Zumal ich es mir dann nicht nach 15 Jahren wieder anders überlegen könnte. (lacht) Mit 95 Jahren will einen in Hollywood nun wirklich keiner mehr sehen.

Interview: Patrick Heidmann

FAZIT: Wem der Sinn nach leichter Unterhaltung mit einem großartigen Cast ist, wird über „Book Club“ von Regiedebütant Bill Holderman herzhaft lachen können. Ein Film über vier Frauen jenseits des Rentenalters ist ohne Frage begrüßenswert – und Fonda sowie ihren Kolleginnen Diane Keaton, Mary Steenburgen und Candice Bergen sieht man so oder so gerne zu.