Literatur

Giulia Becker
Wenn ich nicht Urlaub mache, macht es jemand anderes
Rowohlt Hundert Augen / 224 Seiten / 22,00 €

Nach ihrem 2019 auf der lit. Cologne prämierten Debütroman »Das Leben ist eines des härtesten« hat Giulia Becker wohl beschlossen, ihren Zweitling, »Wenn ich nicht Urlaub mache, macht es jemand anderes«, gar nicht erst mit einer durchgängigen Story belasten zu wollen.

Kann man machen. Hat den Vorteil, dass Leserende frei in den Kapiteln herumspringen können, weil sowieso nichts aufeinander aufbaut und man jedes Mal bei null anfängt. Die Überschriften dienen dabei lediglich als örtlicher und oder mentaler Ausgangspunkt (z.B. »MediaMarkt« oder »Tod«), sind jedoch selten richtungsweisend, was den Überraschungseffekt immens erhöht. Forciert wird das zudem durch eine Mixtur aus Absurdität und Eskalation, die sich anfühlt wie aus dem echten Leben gegriffen. Ein perfektes Beispiel ist die Beziehung der Erzählerin zu ihrem Sandwichmaker: »Es fängt harmlos an mit Schinken und Käse, dann gewinnt man an Selbstvertrauen und wird experimentierfreudig. Zucchini und Feta, Banane und Nutella, Hubba Bubba und Altbatterien«.

Mit viel Witz der Sorte lieber selbst über mich lachen, bevor es andere tun, kommt »Wenn ich nicht Urlaub mache…« von Hölzchen auf Stöckchen und von Selbsttest auf Songtext. Damit bereichert Giulia Becker unter anderem Die Carolin Kebekus Show und Neo Magazin Royale, ihren Podcast »Drinnies« mit Chris Sommer und nun eben auch das Leben von Lesenden mit Hang zu ehemaligen Slam-Poetinnen oder ganz generell Menschen, deren Sinn für humorige Wortspiele sich nicht in den Urlaub verabschiedet hat.