Literatur

11.09. | Buch der Woche

Ein Leben und eine Nacht

Anne Griffin

In einer irischen Kleinstadt sitzt der 84-jährige Maurice Hannigan eines Samstagabends an einer Hotelbar und blickt auf sein Leben zurück. Seit zwei Jahren ist er Witwer, sein erwachsener Sohn lebt weit weg in den USA. Dies ist keine gewöhnliche Nacht, Maurice steht kurz vor dem Einzug ins Altersheim. Fünf Mal will er jedoch vorher noch sein Glas erheben, um auf die Menschen anzustoßen, die ihm am meisten bedeutet haben. Der Mann, der seinen Gefühlen zeit seines Lebens nie so wirklich Ausdruck verleihen konnte, lässt diesen endlich freien Lauf und erzählt von einer harten Kindheit, Momenten der Freude und des Zweifels, von verpassten Chancen und der Tragödie seines Lebens, die er mit niemandem teilte. Anne Griffin gelingt es dabei auf wunderbare Weise, Maurice und seine Erzählung als Ruhepol in der belebten Szenerie einer Hotelbar zu entwickeln. Der Scheinwerfer liegt also ganz auf dessen Emotionen, die das berührende Fundament der Geschichte bilden.

"Ein Leben und eine Nacht" ist ein ruhiger und nachdenklicher Roman über den Verlust von geliebten Menschen, über Zweifel und die Konsequenzen des eigenen Handelns.

Kindler • 320 Seiten