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10.10. | Kinostart der Woche

After The Wedding

After The Wedding

Telepool • 17. Oktober

Nach „Gloria“ spielt Julianne Moore gleich im nächsten Remake mit. Regie bei „After the Wedding“ führte ihr Ehemann Bart Freundlich.

Miss Moore, „After the Wedding“ ist der neue Film Ihres Ehemannes. Kein Wunder, dass Sie eine der Hauptrollen spielen, oder? Dass ich in seinen Filmen mitwirke, ist kein Automatismus. Er hat auch schon oft ohne mich gedreht. Und in diesem Fall war es erst recht keine Selbstverständlichkeit, denn bei Susanne Bier, deren Film „Nach der Hochzeit“ als Vorlage diente, stehen ja zwei Männer im Fokus. Aber als man Bart ein Remake vorschlug und wir den Film anschauten, faszinierte mich die Rolle von Rolf Lassgård enorm. Die würde ich sofort spielen, sagte ich – und so entstand die Idee, dass Bart die Geschlechterrollen für seine Version umdreht.

Stimmt es, dass Sie dafür verantwortlich sind, dass Michelle Williams die zweite, noch größere Rolle spielt? Die Idee dazu hatte Bart. Aber ich hatte Michelles Email-Adresse und schlug vor, ihr ganz formlos und direkt zu schreiben, statt den offiziellen Weg über Agenten und Manager zu gehen. Warum nicht die schnelle Abkürzung nehmen, wenn die Möglichkeit besteht? Tatsächlich kam auch gleich eine Antwort von ihr.

Dass Sie zum ersten Mal vor einer Kamera standen, ist 35 Jahre her. Der Durchbruch gelang Ihnen allerdings erst später. Erinnern Sie sich noch daran, wann Ihnen dieser bewusst wurde? Es gab keinen bestimmten Moment oder einen Film, mit dem alles anders wurde. Aber was meine bis dahin eher schleppend laufende Karriere beim Fernsehen und am Theater wirklich grundlegend änderte, war der Boom des amerikanischen Independent-Kinos in den 90er-Jahren. Plötzlich bekamen Regisseure wie Robert Altman, Paul Thomas Anderson oder Todd Haynes nicht nur die Möglichkeit, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen, sondern auch jede Menge Aufmerksamkeit. Und sie hatten tolle Rollen für mich. Mit einem Mal war ich Kinoschauspielerin!

Heute ist es um das Independent-Kino deutlich schlechter bestellt, überhaupt befindet sich die ganze Branche im Umbruch. Macht Ihnen das Sorgen? Ich habe immer das Gefühl, als Schauspielerin nicht die richtige Ansprechpartnerin für solche wirtschaftlichen Fragen zu sein. Mir geht es darum, Geschichten erzählen zu können. Wie die finanziert werden und wo sie zu sehen sind, ist bis zu einem gewissen Grad zweitrangig. Für den Moment habe ich nicht das Gefühl, dass es sein kann, dass bald keine Filme mehr gedreht werden. Nur wie und wo das Publikum sie zu sehen bekommt, verändert sich.

Interview: Patrick Heidmann

Fazit: Die emotionale Wucht des dänischen Originals weiß das Drama über die komplexe Verbindung zwischen zwei sich eigentlich fremden Frauen nicht zu wiederholen, was jedoch vor allem daran liegen mag, dass es sich hier eben um das Remake handelt. Wie immer überzeugen aber Julianne Moore und Michelle Williams in ihren Rollen, sodass die Neuverfilmung ganz andere Stärken bereithält.