Literatur

Berlin, im August 1936. Die ganze Stadt ist auf den Beinen, sie hat die Welt zu Gast. Die Luft flirrt angesichts der sportlichen Höchstleistungen auf dem Reichssportfeld und dem Olympiastadion, mit denen sich das nationalsozialistische Regime ein freundliches und weltoffenes Antlitz zu verpassen versucht. Doch der schweißtreibende Sport und die finstere Politik stehen im Leben der Enddreißigerin Elfie nicht im Mittelpunkt. Vielmehr ist die Schwermut ihre ständige Begleiterin. Einen Lichtblick bildet lediglich ihre Arbeit in der noblen Chocolaterie Sawade, mit der Elfie ihren Mitmenschen ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Als Madame Conte ihr das Geheimnis einer besonderen Praline verrät, kommt Elfie der Geschichte einer geheimen Liebe auf die Spur – und muss sich zugleich entscheiden, ob sie ihrer eigenen Sehnsucht folgen möchte. Anne Sterns Roman, ihr erster im Aufbau-Verlag, schafft mit seiner Handlung, die sich, wie bereits der Titel verrät, über lediglich drei Tage entspinnt, einen dichten Einblick in die Leben und Beziehungsgeflechte ihrer Figuren. Als gar nicht so stumme Zeugen dienen die berühmten Linden, unter denen sich das Straßenleben abspielt. Als studierte Historikerin und promovierte Germanistin erschafft die Lehrerin Stern eine Geschichte von der Kraft der Fantasie und der Widerstandskraft der Schönheit in Zeiten des barbarischen Verfalls. Das Taschenbuch ist in der Erstauflage mit seinem farbigen Buchschnitt ausnehmend aufwändig ausgestattet.

Anne Stern
Drei Tage im August
Aufbau, 352 Seiten