Kino

10.05. | Kinostarts der Woche

System Error • Der Buchladen der Florence Greene

System Error

Port Au Prince Pictures • 10. Mai

System ErrorUnbegrenztes Wachstum – für Unternehmer und Kapitalismusfans ein Traum, in der Wirklichkeit, so stellt die Dokumentation „System Error“ folgerichtig fest, kann dies auf einem begrenzten Planeten nicht möglich sein. Der zweifache Grimme-Preisträger Florian Opitz lässt verschiedene Player der großen Wirtschaftszentren zu Wort kommen, die ganz im Sinne des scheinbar unbesiegbaren Kapitalismus argumentieren – durch Einblendung von Marx-Zitaten und ein dezentes Voice-Over ummantelt er diese gekonnt mit Kritik. Besonders durch die Statements des Ökonomen und Wachstumskritiker Tim Jackson macht er deutlich: Das System ist ungerecht und es zeigt bereits Risse. Nach „Speed – Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ legt Opitz wieder den Finger in die offene Wunde des 21. Jahrhunderts, denn neben den Gewinnern, die immer weniger, dafür aber umso reicher werden, gibt es zahlreiche Verlierer des Systems. Nicht zuletzt die Umwelt, von der am Ende die gesamte Menschheit abhängig ist, leidet unter der unstillbaren Gier nach mehr.

Marina Mucha


Der Buchladen der Florence Greene

Capelight • 10. Mai

Buchladen Florence GreeneDie Witwe Florence Green (Emily Mortimer) eröffnet eine Buchhandlung in einer konservativen, englischen Küstenstadt Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts. Die Opposition fast aller Kräfte des Orts, allen voran die einflussreiche Violet Gamart (Patricia Clarkson), ist ihr damit sicher. Allein der Einzelgänger Mr. Brundish (Bill Nighy) begegnet ihr mit Zuspruch und Loyalität. Hier liegt auch die Stärke des Films, denn die feine Performance von Mortimer und Nighy tröstet über einige dramaturgischen Schwächen hinweg, denen die katalanische Filmemacherin Isabel Coixet in einem allzu holzschnittartigen Porträt Englands jener Zeit erliegt. Dennoch sind interessante Vergleiche zum Beginn des 21. Jahrhunderts, in dem Fremdenfeindlichkeit auch unser tägliches Brot ist, leicht zu ziehen. Die Fremden sind hier die Bücher mit ihrer beängstigenden Fähigkeit den Horizont zu erweitern. Im Rahmen der Berlinale Special Gala eher verhalten aufgenommen, wurde der Film in der Heimat der Regisseurin mit dem renommierten Goya ausgezeichnet.

Nora Harbach