Kino

10.03. | Kinostart der Woche

Foto: W-Film


Vatersland
W-Film, 10. März

Man riecht und schmeckt sie förmlich, die deutschen 50er-Jahre. Mit diesem kleinen Filmjuwel ist Petra Seeger etwas Besonderes gelungen. In der Verfilmung ihrer eigenen Kindheit entführt uns die Regisseurin in das Land, das den Nachkriegsmännern gehörte. Piefige Küchen und Stuben, Delikatessen aus der Dose, erste Urlaubsreisen in die Berge. Mansplaining unter grauen Hüten so weit das Ohr reicht. Erzwungene heile Welt statt Trümmerhaufen. Trotz neuem Wohlstand müssen Teller aufgegessen werden, und Füße, die unter jemandes Tisch stehen, gehören diesem auch. Filmemacherin Marie hat kreativen Leerlauf und lässt sich von alten Fotos aus dem Nachlass ihres Vaters zu einer Reise in die Vergangenheit inspirieren, in der sie mit zehn Jahren die Mutter verliert und nun mit Vater und Bruder vorliebnehmen muss. Mal traurig und mal amüsant, aber stets detailverliebt zeigt Seeger diese patriarchal biedere Zeit, in der sich die ersten aufmüpfigen Gedanken in den Köpfen der Kinder ihren Weg bahnen.

Nora Harbach