09.10. | Kinostart der Woche: Amrum
Foto: Warner Bros.
Amrum
1 Std. 33 Min
Frühjahr 1945: Das Kriegsende naht und ein 12-Jähriger jagt im Watt Seehunden und Honigbroten hinterher. Fatih Akins neuer Spielfilm basiert auf den Kindheitserinnerungen des 1939 in Hamburg geborenen Schauspielers und Autors Hark Bohm, der mit seinen Geschwistern auf der Nordseeinsel Amrum aufwuchs und die Buchvorlage lieferte. Hauptfigur Nanning (Jasper Billerbeck) will ein richtiger Amrumer sein und sucht diese Bestätigung bei den fiesen Dorfkindern oder im Fotoalbum seiner Nazi-Mutter (Laura Tonke). Dabei ist er mit Mutter und Tante (Lisa Hagmeister) zu Hause von Zwiespalten umgeben, während sein Vater und die Gräueltaten des NS-Regimes in der Ferne bleiben. Nanning gehorcht, verdrängt und weint. Die zunächst wehende Hakenkreuz-Flagge am Haus der Familie sinkt später zu Boden. Und auch das Weltbild des Pubertierenden bricht irgendwann. Fatih Akins Aufnahmen vom unruhigen Watt begleiten diese Bewusstwerdung mit gutem Gespür und der nötigen Dringlichkeit.
Benjamin Freund