Musik

09.07. | Album der Woche

My Bloody Valentine • Reissues

Domino

My Bloody Valentine
Re-Issues

Domino, 21. Mai

Wenn Guns n’ Roses gezeigt haben, wie man das Ende einer schier ewigen Wartezeit verbockt, dann bilden My Bloody Valentine das andere Ende der Fahnenstange: Als die Band um Mastermind Kevin Shields 2013 mit „m b v“ nach mehr als 20 Jahren den Nachfolger des epochemachenden Meisterwerks „Loveless“ veröffentlichte, kam dies einer künstlerischen Neuerfindung gleich. Die war allerdings nicht im Sound manifestiert, der an den Trademarks festhielt: Wuchtig dröhnende und zart schimmernde Gitarren umgarnen und überwältigen einander in einem ekstatischen Lärm, der in den größten Momenten förmlich eine neue Bewusstseinsebene zu erschließen vermag. Vielmehr hatte Shields, dessen eremitischer Rückzug aus dem Biz zum flachen Witz verkommen war, wieder spürbar Spaß am Mitmischen gefunden. Ironischerweise ist in diesem Kontext nun auch die Neuauflage des Backkatalogs der Band zu verstehen, zu dem auch die noch aggressivere Debüt-LP „Isn’t Anything“ und die Compilation „ep’s 1988–1991 and rare tracks“ gehören. „Isn't Anything“ und „loveless“ wurden für die Deluxe-LPs vollständig analog gemastert und für die Standard-LPs aus neuen, hochauflösenden, unkomprimierten digitalen Quellen gemastert, wobei beide zum ersten Mal überhaupt auf breiter Basis erhältlich sind. Voll analog gemasterte Aufnahmen von „m b v“ sind nun ebenfalls zum ersten Mal weltweit auf Deluxe und Standard LPs erhältlich – ein Fest für Fans und alle, die es noch werden wollen. Der Grund für die Ironie, die im Alten steckt: Die Re-Releases stellen nicht nur Shields finalen Director’s Cut seines Werkes dar, sie bilden auch den Auftakt der Kooperation mit dem Indie-Kultlabel Domino – das sich über gleich zwei neue Alben freuen darf. Einen Zeitplan für diese gibt es nicht, doch in Interviews zeigte sich Shields voller Vorfreude. Dass er eine der LPs als im Vergleich zu seiner „sehr traditionellen“ Arbeitsweise als experimentell bezeichnet, verleitet zu den kühnsten Träumen.


Foto: Paul Rider

Friedrich Reip