Musik

09.05. | Album der Woche

Sophie Auster • Milk For Ulcers

CEN

09.05. | Album der Woche - Sophie Auster • Milk For Ulcers
Foto: Spencer Ostrander

Leuchtende Version

Auf ihrem vierten Album thematisiert Sophie Auster eine bewegte Phase ihres Lebens: Sie wurde Mutter und ihr Vater, der Schriftsteller Paul Auster, verstarb.

Sophie Auster, was bedeutet Zuhören für Sie?
Als Kind kannte ich Musik nicht als etwas, das im Hintergrund lief – entweder habe ich mich, oft auch mit meinen Eltern, hingesetzt und zu-gehört, oder wir sind aufgestanden und haben getanzt. Die Musik war im Mittelpunkt, so versuche ich, sie auch heute noch zu hören

Ihr Album ist während einer sehr intensiven, auch von Verlust geprägten Phase entstanden. Welche Rolle nahm die Arbeit an Ihrer Musik während dieser Zeit ein
Das ganze Album fühlt sich kathartisch an. Musik war das Beste, was ich zu dieser Zeit machen konnte. Dass ich mich ihr in all meinem Schmerz zugewandt habe, hat mir einmal mehr gezeigt, dass es wirklich das ist, was ich liebe. Die Musik hat mich nicht geheilt, aber sie war ein wichtiger Teil des Besserungs-Prozesses. Außerdem habe ich während der Arbeit an dem Album auch immer wieder gemerkt, dass es da draußen viele Menschen gibt, die Ähnliches durchmachen wie ich. Damit haben meine Gefühle auch etwas Universelles und ich freue mich, sie nun mit der Öffentlichkeit zu teilen.

Was hat es mit dem Titel des Albums, »Milk for Ulcers«, auf sich?
Der Titel ist Ironie – Wunden oder Geschwüre mit Milch zu behandeln, beruht auf Ammenmärchen und funktioniert nicht. Das Kernthema des Albums ist die Suche nach Wegen, wie es mir irgendwann wieder besser gehen kann. Die Musik ist ein Teil davon.

Welche Stellung nimmt dabei das Lied »Blue Team« ein? Sie haben es für Ihren Vater Paul Auster geschrieben.
Der Song ist ein Versprechen, dass ich lebe. Manchmal denke ich, er hat mich für einen besseren Menschen gehalten, als ich bin. Aber ich habe ihm versprochen, als leuchtende Version meiner selbst weiterzumachen.

Auch Ihre Mutter Siri Hustvedt ist eine bekannte Schriftstellerin. Dienen die Werke Ihrer Eltern als Inspiration für Ihre eigene Arbeit als Künstlerin?
Das Aufwachsen mit Literatur und Kunst hat mich sehr beeinflusst. Schon als Kind habe ich Gedichte geschrieben, die früh veröffentlicht wurden. Später habe ich eine Zeit lang ganz schreckliche Sachen geschrieben, meine Eltern waren da auch sehr kritisch. Und dann habe ich erkannt, dass ich über Dinge schreiben sollte, die sich für mich nach Wahrheit anfühlen. Die meiste Inspiration haben mir meine Eltern aber als Menschen gegeben. Wir haben sehr viel Zeit miteinander verbracht und hatten immer eine enge Bindung. Wir, meinen Mann eingeschlossen, waren und sind wie beste Freunde.


Sophie Auster Milk For Ulcers Cover

Sophie Auster
Milk For Ulcers
CEN • 18. April (digital), 9. Mai (physisch)

Mit ihrer Musik macht sich Sophie Auster auf die Suche nach einem nachhaltigen Umgang mit emotionalen Verletzungen. Die Klarheit, in der die Singer-Songwriterin über ihr kreatives Schaffen, ihre Trauer und ihre Familie spricht, macht auch das aus, was an ihrem neuen Album so besticht: Sie bedient keine vorgeprägten Bilder, sondern zeigt sich, ihre Gedanken und Gefühle ganz roh. Lauscht man den zehn Songs aus »Milk For Ulcers« wird dabei irgendwann deutlich: Vielmehr als um Schmerz geht es um Liebe in all ihren schönen und schweren Facetten – und um Trost. Im Rahmen ihrer »Milk For Ulcers«-Europatour spielt Sophie Auster vom 23. bis 29. Mai auch in fünf deutschen Städten.

Maja Goertz