Kino

09.03. | Kinostarts der Woche

09.03. | Kinostarts der Woche

Die Eiche - Mein Zuhause

Gletschergrab

Die Fabelmans

Saint Omer


Die Eiche - Mein Zuhause

  1. März, 1 Std. 20 Min.

Schaltet man das lineare Fernsehen an, sieht man Kriegs- und Coronatalk oder Naturdokus. So ungerecht, aber treffend könnte man die »Programmvielfalt« der letzten zwei deutschen Fernsehjahre verkürzen. Warum also für eine Waldweltflucht ins Kino gehen? Und dann auch noch für einen Baum? »Die Eiche – Mein Zuhause« beschäftigt sich in der Tat nur mit dem titelgebenden, seit 210 Jahren in Zentralfrankreich stehenden Gehölz. Besser um die, die an ihm, unter ihm und in ihm kreuchen und fleuchen. Naturfilmer Laurent Charbonnier und Produzent Michel Seydoux (»Birnenkuchen mit Lavendel«, 2015) erzählen seine Geschichte und bemühen dafür keinen Off-Kommentator, der poetisch Information und Emotion vermittelt. Das einzig »Menschliche« hier ist die Filmmusik, die nur selten mit Schlagern über die Stränge schlägt. Ansonsten bleibt man allein mit den Baumbewohnern – vom außerirdisch wirkenden Eichenrüssler bis zum heimeligen Eichhörnchen. Das Wunder: Es funktioniert tatsächlich!

Jörg Gerle


Gletschergrab

  1. März, 1 Std. 47 Min.

Trotz eisigen Szenarios wird jedem Krimi-/Thriller-Liebhaber warm ums Herz. Kurz bevor ihr Bruder spurlos verschwindet, erhält die isländische Bankangestellte Kristin (Vivian Ólafsdóttir) einen ominösen Videoclip. Und ehe sich die junge Frau versieht, befindet sie sich inmitten einer internationalen Verschwörung, die sich auf ein deutsches Flugzeug aus dem Zweiten Weltkrieg mitsamt geheimnisvoller Fracht konzentriert. Schon muss die Isländerin um ihr Leben fürchten, denn sowohl ein CIA-Mann (Iain Glen) als auch ein deutscher Agent (Wotan Wilke Möhring) versuchen, die vermeintliche Mitwisserin zu eliminieren. Festen Willens, ihren Bruder wiederzufinden und das Geheimnis des Gletschergrabes zu lüften, zeigt Kristin jedoch mehr Widerstand als erwartet. Die deutsch-isländische Co-Produktion basiert auf dem Roman von Arnaldur Indriðason und versetzt nicht nur »Game Of Thrones«-Star Glen und den »Tatort«-erfahrenen Möhring in eine atemlose Hetzjagd, sondern auch die Zuschauer.

Lars Backhaus


Die Fabelmans

  1. März, 2 Std. 31 Min.

Die Fabelmans sind den Spielbergs sehr ähnlich: Ma Fabelman (Michelle Williams) ist die leidenschaftliche Künstlerin in der Familie und Pa (Paul Dano) der stille Techniker. 1952 nehmen sie ihren sechsjährigen Sohn Sam (Mateo Zoryan) zum ersten Mal mit ins Kino, gegeben wird Cecil B. DeMilles Zirkus-Epos »Die größte Show der Welt«. Und welche Szene beeindruckt den kleinen Jungen so sehr, dass er sie später sogar vor Papas Super8-Kamera nachstellt? Natürlich, die spektakuläre Zugentgleisung! Andere schreiben ihre Autobiografie, Steven Spielberg inszeniert sich ein narratives Making-of Steven Spielberg – nicht nur, weil er das kann, sondern weil er das sogar richtig gut kann. Als Meister seines Metiers versteht es sich von selbst, dass sein Sam (als Teenager: Gabriel LaBelle) eine klassische Coming of Age-Heldenreise durchmacht, mit erzählerischem Bogen, einem mittelschweren Familien-Trauma, einem klaren Ziel und einem großen Regie-Dinosaurier-Finale (David Lynch, der den Saurier verkörpert).

Edda Bauer


Saint Omer

  1. März, 2 Std. 2 Min.

Es ist eben doch nicht so einfach mit der Unterscheidung zwischen Gut und Böse, mit der Einteilung von Menschen in Monster und Getriebene. Laurence (Guslagie Malanda) etwa kommt hochgebildet aus dem Senegal, um in Paris Philosophie zu studieren. Nun aber steht sie in der Kleinstadt Saint Omer vor Gericht, weil sie ihre 15 Monate alte Tochter der Flut des Atlantiks überlassen hat. Laurence ist geständig, kann aber nicht sagen, was sie dazu trieb. Die Regisseurin Alice Diop hat senegalesische Wurzeln und ein dokumentarisch geschultes Auge für Menschen und die Gesellschaft, in der sie leben. 2020 bewies sie das in der gewitzt tiefgängigen Großstadt-Doku »Wir«. »Saint Omer« ist Diops erster Spielfilm, der jedoch auf einem wahren Fall beruht. Sie selbst hat den Prozess vom Zuschauersaal aus beobachtet. Eine Rolle, die im Film Kayije Kagame übernimmt, die als Romanautorin Rama aus der Ferne eine besondere Beziehung zur Angeklagten Laurence aufbaut, nicht nur, weil beide aus dem Senegal stammen.

Edda Bauer

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