Musik
08.11. | Album der Woche
Florian Christl • Donau
Sony Music · 8. November
Foto: Gregor Hohenberg
Von der Quelle bis zur Mündung
Für die Musik tut Florian Christl alles. Einmal karrte er sein Klavier sogar auf einen Berg. Nun hat sich der 34-jährige Klassik-Pianist auf eine klangvolle Reise entlang der Donau begeben.
Florian Christl, ursprünglich wollten Sie Bierzeltmusiker werden. Warum?
Als Bub faszinierten mich die Bierzelt-Kapellen, besonders das Akkordeon. Vom Akkordeon zum Klavier ist es nicht weit. Wir waren zwar kein Musikerhaushalt, aber Musik war bei uns immer präsent.
Ihr Debütalbum »Inspiration« landete 2018 direkt auf Platz 1 der iTunes-Klassik-Charts.
Das war unglaublich! Ich wollte nur meiner Leidenschaft folgen und habe ein intensives Eigen-Studium betrieben. Wenn man für etwas brennt, kann man alles erreichen.
Dafür gingen Sie außergewöhnliche Wege. Für Ihr Video »Fly« brachten Sie das Klavier buchstäblich auf den Berg.
Mit dem Klavier im Bus sind wir in die österreichischen Alpen gefahren. Bei Sonnenaufgang haben wir es zu dritt durchs Moor geschleppt und versanken bei jedem Schritt gefühlt einen halben Meter im Boden.
Ging es für »Donau« ähnlich spektakulär zu?
Ich begab mich auf eine ausgedehnte Recherchereise. Auf dem rund 2.850 Kilometer langen Weg von ihrer Quelle im Schwarzwald bis zur Mündung nahe der ukrainischen Hafenstadt Odessa, durchquert die Donau kulturelle Zentren wie Wien, Bratislava, Budapest oder den Großraum Bukarest. Mit ihnen habe ich mich auseinandergesetzt. Sehr spannend war die mehrtägige Kajak-Tour ins Donau-Delta in Rumänien. So kurz vor dem Schwarzen Meer kommt man nur noch mit kleinem Boot voran. Wir campten direkt am Schwarzen Meer - anmutige Stille der Natur und nur wenige Kilometer entfernt ist die Grenze zur Ukraine, wo Krieg herrscht - eine unwirkliche?Diskrepanz.?
Mit dem Konzeptalbum wollen Sie ein Zeichen für den Frieden in Europa setzen.
Der Gedanke, wie uns die Donau alle direkt mit der Ukraine verbindet, ließ mich nicht mehr los. Der Fluss symbolisiert eine wechselvolle, tragische Geschichte von Flucht, Vertreibung und Invasion, aber auch von einem beständigen Austausch, der doch die europäische Kultur erst erschaffen hat, wie man in der europäischen Kunstmusik sehen kann. Wichtig waren mir die lokalen Musiktraditionen. Für das Stück »Bulgaria« habe ich mich mit bulgarischer Volksmusik beschäftigt, für »Bavaria« mit alten Melodien aus dem Allgäu.
Während des Entstehungsprozesses erlitten Sie 2023 einen Herzinfarkt. Was hat das mit Ihnen gemacht?
Man achtet mehr auf sich selbst. Denn das Leben hat mal kurz »Stopp« gesagt.
Florian Christl
Donau
Sony Music • 08. November
Vom Schwarzwald aus über Wien und Budapest bis ins rumänische Muntenia und in die ukrainische Hafenstadt Odessa: Auf seinem atmosphärischen neuen Album hat Florian Christl dem überwältigenden Strom in zwölf klangmalerischen Kompositionen ein musikalisches Denkmal gesetzt – inspiriert von der anmutigen Schönheit der Natur und den unterschiedlichen musikalischen Traditionen. Begleitet wird er von Gästen wie Raphaela Gromes, Kristina Šuklar oder dem Ensemble „Odessa Six“.
Teresa Pieschacón Raphael