Kino
08.05. | Kinostart der Woche
Kein Tier. So wild
Foto: Port au Prince Pictures
Kein Tier. So wild
2 Std. 30 Min
Verbrecherische Dunkelheit, langsame Zooms und Bildkompositionen wie in den Gemälden der alten Meister, während im Hintergrund der Synthesizer zischt und grummelt. Die Shakespeare-Neuinterpretation »Kein Tier. So wild« entwickelt allein durch ihre Ästhetik einen Sog. Die Frage ist: Will man dorthin, wo er einen hinzieht? Ein wenig fühlt man sich an die bildgewaltigen L.A.Filme des dänischen Filmbösewichts Nicolas Winding Refn (»Drive«, »The Neon Demon«) erinnert. Und wenn die heulenden Gesänge über die Sandhaufen pfeifen, denkt man unweigerlich an »Dune«. Doch das hier ist weder Los Angeles noch ein Wüstenplanet, sondern einfach ein sehr grimmiges Neukölln. Dabei zeigt Burhan Qurbani die Tragödie »Richard III.« im frischen Gewand, wenngleich von Berlin als Stadt recht wenig zu sehen ist. Kenda Hmeidan brilliert an diesem Ort als charismatische Raschida, die den Konflikt zwischen zwei arabischen Großfamilien beendet und sich zugleich der Männerwelt als Spielgerät entzieht.
Benjamin Freund