Musik

08.03. | Album der Woche

Omer Klein Trio • Radio Mediteran

Omer Klein Trio KLEIN TRIO

Radio Mediteran

Warner • 01. März

Seit Jahren lebt Omer Klein in Düsseldorf. Für sein neues Album hat sich der israelische Jazz-Pianist von der Kultur des Mittelmeeres inspirieren lassen.

Omer Klein, haben Sie die aktuelle politische Situation und die Flüchtlingsströme zu „Radio Mediteran“ inspiriert?

Das war es weniger. Einen Warenaustausch zwischen Nordafrika und Italien gibt es seit Jahrhunderten. Man brachte seine Songs und Bücher mit, wenn man nach Europa kam. Ich wollte einen Schritt zurücktreten und die Geschichte studieren, natürlich auch die musikalische. Und dann habe ich der Region ein Liebeslied geschrieben. Verschiedene Genres wie Neoklassik, Rock und Folklore prägten Sie schon früher.

Wie war es diesmal?

Ich ließ fremde Einflüsse zu. Unser Plan lautete: lasst uns am Strand abhängen und schauen, was passiert. Mein Favorit der Aufnahmen war ein Song mit brasilianischen Harmonien, aber er fügte sich nicht ein. Es ist wichtig, dein Universum intakt zu lassen! Im Moment spiele ich jeden Tag als Übung Schostakowitsch und Ravel. Vielleicht geht das nächste Album in diese Richtung. Ein kleiner, aber entscheidender Unterschied: auf dem Albumcover steht jetzt nicht mehr nur Ihr Name, sondern auch der Zusatz „Trio“.

Wenn ich mit der Band spiele, treten wir als „Omer Klein Trio“ auf, diesmal gilt der Name auch für das Album. Seitdem ich mit diesen zwei Typen spiele, ist mein Vertrauen, sie in künstlerische Entscheidungen mit einzubeziehen, stetig gewachsen. Mein Name steht vorweg, denn ich komponiere die Musik und bin der Bandleader. Aber wir drei zusammen sind wie ein Produktionsteam.

Was ist das Klavier für Sie?

Es ist mein Instrument, seitdem ich ein kleiner Junge bin, und ich verändere noch immer meine Perspektive dazu. Ich habe über Instrumente wie die Violine nachgedacht, die man leicht in der Hand halten kann. Das ist die große Einschränkung des Pianos: es bewegt sich nicht. Du musst dich bewegen! Für mich ist dieser Nachteil eigentlich ein Vorteil. Ich gehe dorthin, setze mich, schließe die Augen, und berühre es. Und der Klang kommt direkt zu mir. Das ist eine sehr intime Erfahrung. Das Klavier ist mehr als ein Instrument, es ist ein emotionaler und intellektueller Ort. Aber es ist auch ein Werkzeug, dem man Töne entlockt. Seit dem Barock spielt man darauf und dann kommt alles dazu, was im Jazz und Rock’n‘Roll passierte. So ist meine Beziehung auch jene, die ich zur Musik und zu all den Meistern vor mir habe.

INTERVIEW: JAN PAERSCH

FAZIT: Es gibt sie noch, diese Omer-Klein-typischen, wunderbar lyrischen Piano-Momente. Aber das neue Album seines virtuos eingespielten Trios hat mehr Punch. Mit dem Gebrauch von Synthesizern öffnet sich die Band, ohne ihre akustische Basis zu vernachlässigen. Kleins süchtig machende Songs, gleichermaßen geprägt von arabischen wie Balkan-, Rock- und Modern- Jazz-Einflüssen, sind catchy wie eh und je. Und wissen doch auch Freunde improvisierter Musik zu begeistern.