Musik
07.03. | Album der Woche
Jeneba Kanneh-Mason • Fantasie
Sony Classical · 7. März
Foto: Johanna Berghorn
Grenzenlose Musik
Die Pianistin Jeneba Kanneh-Mason verbindet auf ihrem Debütalbum Chopin und Debussy mit zeitgenössischen afroamerikanischen Komponisten.
Jeneba Kanneh-Mason, wie viel Fantasie braucht man als Pianistin? Ich würde sagen: unendliche Fantasie! Es gibt keine Grenzen für die Musik, der man ausgesetzt ist oder die man spielt. Ich denke mir oft Bilder, Geschichten oder Figuren aus, je nach Stück. Das hilft manchmal, sich auf der Bühne zu konzentrieren.
Auf Ihrem Debütalbum bringen Sie sehr unterschiedliche Komponisten zusammen – von Frédéric Chopin bis hin zu den afroamerikanischen Komponisten Florence Price, Margaret Bonds und William Grant Still. Wie kamen Sie auf diese Kombination? Mit Chopin bin ich aufgewachsen, und die anderen habe ich erst viel später entdeckt, fühlte mich aber sofort mit ihnen verbunden. Ich finde, durch diese Gegenüberstellung entsteht eine interessante Aufnahme und ich freue mich, dass sie auch ein Licht auf Komponisten wirft, die es meiner Meinung nach verdienen, mehr gehört zu werden.
Was ist das Besondere an deren Musik? Ich finde die Musik von Florence Price, Margaret Bonds und William Grant Still sehr spirituell. Und es macht mir Spaß zu sehen, wie sie auch den Spirit der alten, großen Komponisten in ihren Kompositionen eingefangen haben. Wir sollten niemals aufhören, neue, uns noch unbekannte Musik zu entdecken und uns für sie zu interessieren. Und ich hoffe, dass ich sie mit meiner Aufnahme auch in die Konzertsäle locken kann.
Und Frédéric Chopin? Sie sagen, dass er eine wichtige Rolle in Ihrem Repertoire spielt. Chopins Musik hat eine Schlüsselrolle in meiner Entwicklung gespielt. Seine Musik ist so raffiniert, und ich denke, dass sie mein Gehör und meine Technik wirklich geschärft hat.
Sie sind mit verschiedenen Musikstilen großgeworden – welche waren das? Reggae, R&B, Pop, ein bisschen von allem – aber wir hatten vor allem eine Menge Snoop Dogg, Salt n Pepa, Lauren Hill und Bob Marley zu Hause. Ich bin in einer Musikerfamilie aufgewachsen, wir sind sieben Kinder und alle spielen entweder Klavier, Geige oder Cello. Ich war ständig mit Musik konfrontiert – selbst wenn wir mal keine Musik gemacht haben, sprachen wir darüber. Ich glaube, dieser ständige Kontakt hat dazu geführt, dass ich heute für ein so breites Spektrum an Musik offen bin.
Inwiefern prägt Ihre Familie Sie heute bei Ihrer Arbeit als eigenständige Musikerin? Ich bekomme immer noch Unterricht von meinen Geschwistern und wir geben uns gegenseitig Rat, wenn dieser gebraucht wird.
Jeneba Kanneh-Mason
Fantasie
Sony Classical • 7. März
Die 2002 geborene Britin verbindet auf ihrem Debütalbum Werke von Claude Debussy, Frédéric Chopin und Alexander Scriabin mit Kompositionen von Florence Price, Margaret Bonds und William Grant Still zu einem poetischen Ganzen. Dabei spielt Chopin eine zentrale Rolle in Jeneba Kanneh-Masons Repertoire: Mit seiner kraftvollen Zweiten Klaviersonate in b-Moll, Op. 35, eröffnet sie das Album; gefolgt von den Nocturnes Op. 27, zwei kontrastierende Stücke, die Chopins Meisterhaftigkeit bei der Darstellung komplexer Emotionen in der Musik zeigen.
Lydia Evers