Musik
07.02. | Album der Woche
Johanna Summer & Jakob Manz • Cameo
ACT Music · 31. Januar
Foto: ACT Music, Tibor Bozi
Aus dem Moment
Mit der Pianistin Johanna Summer und dem Saxophonisten Jakob Manz treffen auf „Cameo“ zwei der interessantesten jungen Jazzmusiker Europas bereits zum zweiten Mal aufeinander.
Johanna Summer und Jakob Manz, wie haben Sie biografisch und musikalisch zueinander gefunden?
Summer: „Jakob und ich haben uns im Bundesjazzorchester kennengelernt. Der Zufall wollte es, dass eines Abends eine Session stattfand und gerade kein Bassist und Schlagzeuger anwesend waren. Also haben wir spontan im Duo gespielt. Das hat so gut funktioniert und war so besonders für uns beide, dass wir das im Hinterkopf behalten haben.“
Manz: „2020 sind wir dann beide zur selben Zeit zu unserer Plattenfirma ACT gekommen. Da war es naheliegend, dass wir irgendwann mal ein Duo-Album machen.“
Ihr erstes gemeinsames Album „The Gallery Concerts“ war ein Livemitschnitt.
Manz: „Das erste Album ist wirklich sehr spontan entstanden. Wir haben uns bekannte Stücke ausgesucht, die wir gerne spielen. Diesmal war der Ansatz ein anderer – diese Stücke haben wir explizit für unser Duo komponiert und arrangiert.“
Hatten Sie beim Komponieren Ihr Gegenüber im Kopf?
Summer: „Absolut. Ich habe beim Komponieren an Jakobs Sound gedacht, wie er phrasiert, wie er spielt, und dementsprechend Stücke geschrieben, die gut zu uns passen. Diese Stücke könnte ich auch mit niemandem anders spielen.“
Jakob, was war für Sie die kompositorische Herausforderung an dem Projekt?
Manz: „95 % der Sachen, die ich sonst komponiere, schreibe ich für ein Quartett oder für eine Band. Im Duo-Setting fallen Bass und Schlagzeug weg. Die rhythmische Komponente ist mir persönlich sehr wichtig. Da muss man sich fragen: Wie bekommt man das hin? Man hat eben nur zwei Instrumente, und das verlangt ein gewisses Umdenken.“
Was schätzen Sie an Ihrem musikalischen Gegenüber besonders?
Summer: „Ich finde es unglaublich inspirierend, dass alles, was Jakob spielt, immer extrem musikalisch ist und perfekt in den Kontext passt. Keine Phrase wirkt jemals wie eine bloße Zurschaustellung von Technik oder Angeberei – alles ist stimmig und sinnvoll in die Musik eingebunden. Außerdem beeindruckt mich, dass er bei jedem Konzert 150 % gibt. Er geht immer noch einen Schritt weiter, wenn ich schon denke, dass unser Maximum erreicht sei. Dieses Engagement finde ich unglaublich inspirierend, und es reißt mich natürlich mit.“
Manz: „Was mich an Johanna immer fasziniert, vor allem live, ist, dass bei ihr wirklich alles aus dem Moment heraus passiert. Jede Improvisation ist komplett anders, nie wiederholt sie sich. Sie entwickelt thematische Motive spontan weiter, wechselt plötzlich Tonarten, und es entstehen immer neue Dinge. Das ist extrem inspirierend, weil es mich zwingt, mich jedes Mal komplett neu auf sie einzustellen. Es gibt immer wieder Momente, wo ich kurz innehalte, hinhöre und denke: ‚Krass, was macht sie da?‘ Das bewundere ich sehr an ihr.“
Johanna Summer & Jakob Manz
Cameo
ACT • 31. Januar
Zwei begnadete Instrumentalisten treten in einen musikalischen und kompositorischen Dialog: „Cameo“ wird von der atmosphärischen Summer-Komposition „The Opposite“ eröffnet, während Manz’ Stück „The Turmoil“ für eine dramatische Wendung sorgt. Neben Eigenkompositionen widmen sich die beiden auch Fremdmaterial: Summer haucht der Grönemeyer-Ballade „Flugzeuge im Bauch“ mit unerwarteten Wendungen und Kniffen neues Leben ein, während Manz für eine Interpretation des Volkslieds „Im schönsten Wiesengrunde“ verantwortlich zeichnet.
Markus Brandstetter