DVD & Blu-ray

04.09. | DVDs der Wochen

Midnight Sun • I, Tonya

I, TONYA

DCM • 24. August

I, TonyaEs war der Sportskandal der 90er-Jahre. Wenige Wochen vor den Olympischen Spielen in Lillehammer wird Eiskunstläuferin Nancy Kerrigan mit einer Eisenstange aufs Knie geschlagen. Das FBI stellt bald eine Verbindung zu ihrer Erzrivalin Tonya Harding her, deren Mann das Attentat in Auftrag gegeben hatte. In seinem Biopic erzählt Regisseur Craig Gillespie von einer der größten Antiheldinnen des Leistungssports, gedrillt von einer alkoholkranken Mutter (Allison Janney) und geschlagen von einem gewalttätigen Ehemann (Sebastian Stan). Margot Robbie („The Wolf of Wall Street“) legt ihre bisher beste Performance ab und zeigt uns nicht die „Eishexe“, als die sie häufig von den Medien dämonisiert wurde, sondern einen Menschen mit vulgärem Mundwerk, der verzweifelt geliebt werden will – und eine Zigarette schon mal mit den Kufen ausdrückt. Gillespie verzichtet dabei jedoch darauf, sie als reines Opfer zu stilisieren, sondern wirft ein interessantes Licht auf die Unbarmherzigkeit des amerikanischen Traums.

Lars Backhaus


MIDNIGHT SUN

Studiocanal • 12. Juni

Midnight Sun Binationale Fahnder- Paarungen, gemischtgeschlechtlich und therapiebedürftig, wie etwa in manchen „Tatorten“, auf der „Brücke“ oder im „Tunnel“ waren nur der Anfang. Die schwedisch-französische Co-Produktion „Midnight Sun“ zieht die Schraube noch mal an, indem sie einen schwedischen Halb-Samen und eine algerisch- stämmige Französin nach Lappland schickt. Dort, im nie vergehenden Sonnenschein, ereignen sich die düstersten Morde – minutiös geplant, brutal und mitunter sehr originell. Zur Aufklärung bedarf es da schon des kriminalen Missing Links zwischen Rubin/Karow („Tatort Berlin“) und Sterling/Lecter („Das Schweigen der Lämmer“): Kahina Zadi und Anders Harnsek. Was die beiden verbindet, ist der Rassismus, dem sie in ihren jeweiligen Ländern ausgesetzt sind. Ihre wahren seelischen Wunden aber liegen woanders, gehen weit tiefer und suchen nach einem Ventil. Während Leila Bekhti mit ihrer Kahina dabei auf Schimanskis Spuren wandelt, ist Gustaf Hammarstens Anders eine Ausgeburt sprudelnder Uncoolness.

Edda Bauer