Literatur

Es gibt Menschen, die behaupten, Sally Rooney sei die Stimme ihrer Generation. Sie ist aber längst nicht die einzige: Die amerikanische Autorin Lillian Fishman hat mit ihrem Debütroman „Große Gefallen“ einen Blick auf die emotionalen Wirren von Millennials geworfen und rutscht dabei – ganz im Gegensatz zu Rooney – nicht in einschläfernde Spießbürgerlichkeit ab. Sie schreibt über die queere Eve, die eigentlich eine glückliche Beziehung mit Romi führt, bis sie eher aus Langeweile als aus Verlangen auf die Suche geht und das Heteropaar Olivia und Nathan kennenlernt. Was folgt: Viel Sex, viel Verlangen, aber mindestens genauso viel Unsicherheit. In der Dreiecksbeziehung verliert Eve die Bodenhaftung. Sie weiß nicht, was sie wirklich will und was sie sich bloß deshalb wünscht, weil andere es von ihr erwarten. Fishman schreibt über die verschwommene Linie zwischen Lust und Gewalt, über Selbstverständnis und Manipulation in einer Dichte, die ihr eine Sally Rooney erst mal nachmachen muss.

Lillian Fishman
Große Gefallen
Atlantik, 256 Seiten