Musik

02.11. | Album der Woche

NES • Ahlam

Ahlam NESDreisprachig mediterran

Ein Cellist, ein Perkussionist und eine Sängerin – das ist die ungewöhnliche Besetzung des französisch-spanisch-algerischen Trios NES aus Valencia.

Nesrine, als Cellistin haben Sie schon mit Dirigentenlegenden wie Lorin Maazel und Daniel Barenboim zusammengearbeitet. Wie kommt es, dass Sie jetzt singen?

Ich habe als Cellistin viel erreicht, hatte aber eigentlich im Hinterkopf immer den Traum, Sängerin zu werden. Was auch immer das heißt, denn schließlich kann jede Frau eine Sängerin sein! Aber ich wollte es wohl einfach professionell machen. Auf unserem Album „Ahlam“ spiele ich kaum Cello. Bei Konzerten füge ich mit meinem Instrument Harmonien hinzu. Aber Matthieu ist der Cello-Master!

NES – ich nehme an, der Band-Name hat mit ihren Vornamen zu tun?

Richtig, das lag einfach nahe. Drei Musiker – drei Buchstaben. Man spricht es in fast allen Sprachen gleich aus. Naja, und es ist auch mein Spitzname.

NES hat seine Basis in Valencia an der südostspanischen Mittelmeerküste. Haben Sie sich dort auch kennengelernt?

Genau! Den Perkussionisten David Gadea kannte ich schon. Zusammen gingen wir zu einem Konzert von Matthieu Saglio. Nach dem Gig stellten Matthieu und ich fest, dass wir beide sieben Jahre lang 200 Meter voneinander entfernt im selben Viertel gelebt hatten, ohne uns zu kennen! Die Stadt Valencia verknüpft alles Mediterrane in uns: das Französische, das Spanische, das Algerische. Und natürlich die Farben und das Licht!

Ihre Musik hat Einflüsse aus Pop und Jazz, aber auch viel von traditioneller arabischer Musik. Was bedeutet ihnen diese Kultur?

Ich habe schon mit sechs Jahren in einem arabisch-andalusischen Orchester gesungen und Mandoline gespielt. Arabisch-andalusische Musik ist die „klassische“ Musik Nordafrikas. Meine Eltern waren die Vorsitzenden eines Vereins, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, arabischen und muslimischen Musikern Auftrittsmöglichkeiten in Frankreich zu verschaffen. Unser Haus war also immer voller Musiker! Das hat mich inspiriert.

Wie komponieren Sie als Band?

Jeder bringt seine Ideen mit zu den Sessions, und wir arbeiten sie dann gemeinsam aus. Die englischen und französischen Texte habe ich geschrieben, die arabischen stammen von meiner Mutter.

So etwas hört man selten. Wie kam es dazu?

Nun, meine Mutter ist eine kreative Persönlichkeit! Sie ist eine Ärztin, und eine Poetin. Ich liebe es, ihre Worte zu singen und sie zu meinen eigenen zu machen. Eine solche Verbindung zwischen den Generationen muss man aufrechterhalten!

Interview: Jan Paersch

NES • Ahlam

ACT • 31. August

FAZIT: „Ahlam“ bedeutet „Traum“ auf Arabisch. Die Franko-Algerierin Nesrine Belmokh, der Franzose Matthieu Saglio und der Spanier David Gadea haben ihre Vision von einem international agierenden Trio verwirklicht. Zu Einflüssen aus Pop und arabischer Kultur gesellen sich Flamenco- und Jazz-Vorlieben. Auf dem Album verschmelzen sie zu einer abwechselnd feurigen und zarten Mischung.