Kino

02.07. | Kinotipp der Woche

Undine

Piffl · 2. Juli

Foto: Christian Schulz

In pure Liebe tauchen

Die Serie »Bad Banks« machte Paula Beer zum Star. Für Regisseur Christian Petzold ist sie längst eine Muse. Als »Undine« wird sie in seinem neuesten Film zu einer modernen Märchenfigur.

Frau Beer, Christian Petzold schwärmte bereits nach Ihrem ersten gemeinsamen Film »Transit« über Sie. Was verbindet Sie beide?

Für mich ist es auch neu und besonders, nach zwei Jahren wieder mit dem gleichen Regisseur zu arbeiten. Schon bei » Transit « hatten wir eine besondere Vertrauensebene. Ich fühle mich als Schauspielerin sehr von ihm geschützt. Petzold meint, gute Schauspieler sind jene, die für sich selbst spielen und nicht in erster Linie für das Publikum. Wie sehen Sie das? Ich glaube, die Kamera sieht jede Lüge. Zumindest ist das meine Auffassung, seit mir Regisseur Chris Kraus bei meinem ersten Film »Poll« sagte: »Du musst denken. Die Kamera sieht, wenn du nicht denkst.« Wenn man sich zu sehr mit der Wirkung seines Spiels beschäftigt, ist man meist so abgelenkt, dass es merkwürdig wird.

»Undine« ist ein mythologischer Stoff. Wie passt die Geschichte in unsere heutige Zeit?

Es geht um bedingungslose Liebe. Was nicht bedeutet, dass Christoph und Undine heiraten müssen, um ein Gesellschaftsbild zu bedienen. Bedingungslos kann auch heißen: Ich liebe dich so sehr, dass ich gehen werde, denn sonst überlebst du es nicht. Von der Liebe wird viel erwartet, oft steckt dahinter viel Ego und Projektion. Am Film mag ich, dass die beiden Protagonisten eine eigene Dynamik haben, keinen Zwängen unterliegen. Das macht ihre Liebe so pur.

Der Sage nach ist Undine die Verkörperung eines Wassergeistes. Fühlen Sie sich im Wasser auch so wohl, dass Sie es als Ihr Element bezeichnen würden?

Ich fühle mich nicht unbedingt zum Wasser hingezogen und hatte anfangs echt Respekt davor, mit einem Beatmungsgerät unterzutauchen. Das war mir nicht geheuer, aber wenn man sich dann traut und die anfängliche Panik nachlässt, ist es unter Wasser echt toll.

Wovor hatten Sie Angst?

Wasser kann so unterschiedlich sein, von einer kleinen Quelle bis zum Tsunami, der alles zerstört. Wenn man in einer gewissen Tiefe ist, kann man nicht mehr einfach hochschwimmen. Man muss lernen, das auszuhalten. Dann spürt man auch den Wasserdruck in den Lungen. Ist Ihnen das oft passiert? Irgendwann ist es toll, gezwungen zu sein, seinen Organismus herunterzufahren und anders zu atmen. Unterwasser ist es so still, dass man seinen eigenen Puls hört. Damit muss man schon klarkommen.

Wenn nicht Wasser, dann ist vielleicht Feuer, Erde oder Luft Ihr Element?

Ich glaube, Erde – da kann nicht viel schiefgehen. (lacht)

FILMFAZIT:

Eine ungewöhnliche Lovestory mit Märchenelementen im heutigen Berlin. Paula Beer bleibt als sagenhafte Undine, die der Verheißung entgehen will, den Ex-Lover töten zu müssen, geheimnisvoll. Franz Rogowski strahlt als Berufstaucher, dem sie verfällt, Herzlichkeit aus. Leid und Leidenschaft in einer verträumten Unterwasserwelt. Da taucht man gern ein.