02.07. | Buch der Woche: Courtney Gustafson • Katzen und Kapitalismus

park x ullstein

02.07. | Buch der Woche - Courtney Gustafson • Katzen und Kapitalismus

Courtney Gustafson
Katzen und Kapitalismus
übersetzt von Katharina Martl
park x ullstein • 272 Seiten • 22,00 €

In der Literatur wird sie oft als Hexe diffamiert. Die »Simpsons« haben ihr ein schräges Denkmal gesetzt. Der spätere Vize-Präsident J.D. Vance machte sie im US-Wahlkampf 2024 mit viel Häme zum Politikum. Die Rede ist von der childless cat lady, der kinderlosen Katzenfrau, die der Sage nach ein einsam trauriges Messie-Dasein fristet. Damit räumt »Katzen und Kapitalismus« nun auf. Die Autorin Courtney Gustafson ist selbst eine Katzenfrau, wenn auch nicht ganz freiwillig. Als sie mit ihrem Partner Tim in ein kleines Haus am Poets Square in Tuscon, Arizona, zieht, stellt sich nach und nach heraus, dass im Garten und in der Garage schon ein paar Katzen wohnen – erst drei, dann fünf, 10 und schließlich zählt Gustafson um die 30 Streuner. Der Originaltitel »Poets Square. A Memoire in Thirty Cats« deutet recht gut an, dass Gustafsons Erstling weit mehr ist als nur ein Sachbuch mit cat content. Erinnerungen an einzelne Katzen in ihrem Leben sind verflochten und nicht selten verglichen mit Erinnerungen an ihr eigenes Leben. Es geht um Catcalling und Kastration (Kapitel »Männer nennen Katzen Schlampen«), wahre Liebe (»Sad Boy und Lola«), Krebs und Ersatzkinder (»Mutterschaft«) und immer wieder um Solidarität und Selbstlosigkeit gerade in den härtesten Zeiten (»Virale Katzenvideos und der amerikanische Traum«). Die illustren und erfrischend unironischen Einblicke, die Gustafson in ein ungewöhnlich normales Leben in den USA gewährt, empfehlen sich übrigens auch für Hundemänner mit Großfamilie.

Edda Bauer


Alle Artikel in Literatur