Literatur

02.06. | Buch der Woche

Constantin Schreiber • Die Kandidatin

Hoffmann & Campe

Constantin Schreiber
Die Kandidatin

Hoffmann & Campe, 208 Seiten

„Wie konnte es so weit kommen?“, lautet der letzte Satz des ersten Kapitels in diesem Romandebüt des ARD-Korrespondenten, Tagessschau-Sprechers und Sachbuch-Bestsellerautors Constantin Schreiber. Diese Frage muss man sich in der Tat stellen, angesichts der Zukunftsvision eines Deutschlands in rund 30 Jahren, die hier entworfen wird. Die Fakten: Die Grabenkämpfe zwischen Links und Rechts haben militante Züge angenommen, das Land brennt hier und da, Dresden ist in der Hand von Nazis – und in dieser Gemengelage tritt kurz vor der Bundestagswahl mit Sabah Hussein die erste muslimische, feministische, für Diversität und Ökologie eintretende Kanzlerkandidatin auf den Plan. Mit den besten Aussichten, die Wahl zu gewinnen. Auf den gerade einmal 200 folgenden, furios geschriebenen Seiten entwickelt Schreiber die Zukunftsvision eines zerrissenen Landes, das so grotesk gar nicht anmutet, wenn man weiterspinnt, was gesellschaftlich gegenwärtig geschieht. Eine dringliche Geschichte, die zum Nachdenken auffordert.

Sascha Krüger