Kino

01.11. | Kinostarts der Woche

Der Trafikant • Touch me not

Der TrafikantDer Trafikant

Tobis • 01. November

Diesseits der Donau sind vor allem drei Regisseure für den guten Ruf des österreichischen Films verantwortlich: ein nach Frankreich ausgewanderter (Michael Haneke), ein Realist ohne Schmerzgrenze (Ulrich Seidl) und ein Vertreter des blutig schwarzen Humors (Wolfgang Murnberger). Nikolaus Leytner aber ist einer, der in Österreich geblieben ist und seit rund drei Jahrzehnten eher auf unterhaltsame, denn auf böse Weise ein paar (historische) Wahrheiten serviert. Meistens tut er das fürs inländische Fernsehen. Manchmal aber sind Thema und Leytners Vision dazu so groß, dass nur eine Kinoleinwand sie fassen kann. So wie jetzt bei „Der Trafikant“, einer Geschichte über Liebe und Libido, Alter, Jugend und Sigmund Freud (Bruno Ganz), den der Anschluss Österreichs an das Dritte Reich 1938 Wien verlassen ließ. Titelheld Otto (Johannes Krisch) aber entschließt sich dazu, in seinem Zigarrenladen zu bleiben und in der immer unfreundlicher, antisemitischer und gefährlicher werdenden Heimat Widerstand zu leisten.

Edda Bauer


TouchmeNotTouch Me Not

Alamode • 01. November

Am Anfang ist da eine Landschaft, ein Gebirge, ein Wald, den die Kamera in Makromodus mit kurzer Brennweite abfährt. Wenig später wird es sich als Penis herausstellen - schlaff, kein Porno. Es ist ein perfekter Auftakt für eine Quasi-Dokumentation (zwei der drei Protagonisten sind Schauspieler) über die menschliche Psyche und den Körper, auf den sie sich auswirkt. Oder umgekehrt, wie im Fall von Christian, dem spinale Muskelatrophie den Körper so verdreht hat, dass den Zuschauer schon der Anblick schmerzt. Folgerichtig lebt er seine Sexualität mit seiner nichtbehinderten Freundin dort aus, wo Schmerzen einfach dazugehören: in einem S/M-Club. Es sind Szenen wie diese, die manchen Besucher der diesjährigen Berlinale aus dem Saal trieben. Szenen und Momente, die man so unverstellt und buchstäblich nackt noch nie auf der Leinwand gesehen hat. Die, ob man will oder nicht, nicht unberührt lassen. Und genau dafür wurde „Touch Me Not“ von der rumänischen Regisseurin Adina mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet.

Edda Bauer