Musik

01.03. | Album der Woche

YOLA • Walk through fire

Walk through fireYOLA

Walk Through Fire

Easy Eye Sound/Nonesuch/Warner • 22. Februar

Das Prisma des Lebens

Zusammen mit dem Produzenten und Black-Keys-Mastermind Dan Auerbach hat die aus Bristol stammende Yola in Nashville das Album ihres Lebens aufgenommen.

Yola, mit welchen Gefühlen halten Sie Ihr Album nun in den Händen?

Es war eine lange Reise bis zu dem Punkt, an dem ich endlich ich selbst sein konnte. Es bedurfte einer Menge Energie, um all die Widerstände zu überwinden, die sich einem als junge Musikerin in den Weg stellen.

Welche Widerstände waren das?

Die Menschen, die einem sagen, dass das, was man ist, nicht in das Land gehört, in dem man lebt und man deswegen lieber etwas anderes probieren sollte. In den USA gehören Soul und Country zum Standard, zumindest in den Südstaaten. Hier in England gibt es das Genre nicht. Wenn ich das Album nun in den Händen halte, ist es für mich auch eine Manifestation meines Glaubens daran, dass man für das kämpfen sollte, was einem wichtig ist.

Sie sind in der Kleinstadt Portishead bei Bristol aufgewachsen. Aufgrund der Band gleichen Namens assoziiert man diesen Ort sofort mit Musik.

Das ist witzig und irreführend, weil der Ort immer mit dieser supercooler Band in Verbindung gebracht wird, obwohl der Ort eher ein konservatives Dorf war. Ich habe mich in kreativer Hinsicht isoliert gefühlt als auch ganz allgemein, weil ich dort mit meiner Hautfarbe zur Minderheit gehört habe. Sie stammen aus ärmlichen Verhältnissen. Mit vier Jahren sollen Sie Ihrer Mutter gesagt haben, dass Sie Sängerin und Songwriterin werden wollen.

Welche Rolle spielt diese eigene Stimme in Ihrem Leben?

Alles, was gut und schlecht in meinem Leben ist, hat damit zu tun, dass ich eine Stimme habe. Meine klassische Southern-Soul-Stimme kann mit jedem Genre kombiniert werden: Dance, Rock, Country, sogar mit Metal. Wenn alle einen Plan für dich haben, ist es aber schwierig, man selbst zu sein, deswegen ist die eigene Stimme so wichtig. Sie wurden von Dan Auerbach entdeckt und gefördert.

Dieser hat Sie in Nashville mit einigen Musiklegenden der Stadt zusammengebracht. Was macht einen guten Song für Sie aus?

Es geht immer um Gefühle. Man muss als Songwriter etwas ausdrücken, das einem wichtig ist. Egal ob persönlich, politisch oder sozial, es muss nur irgendwie mit dir verbunden sein, um bei den Hörern ein Gefühl auszulösen. Dieser Prozess übersetzt den eigenen Blick auf die Welt in etwas Schönes, das die Menschen spüren lässt, was man selbst gespürt hat. So wird man zu einer Art Prisma, das diese Lebenserfahrungen bündelt.

FAZIT: Die brillanten Arrangements Dan Auerbachs und die selbstbewusste, gewachsene Stimme Yolas zusammen mit einigen bekannten Session- Musikern Nashvilles und das routinierte gemeinsame Songwriting, machen dieses Solodebüt zu einem wahren Juwel aus Country, Soul und 60’s Pop, das Yola auf eine Stufe mit Ikonen wie Aretha Franklin und Dusty Springfield hebt.

Interview: Jens Mayer