Zeruya Shalev

Zeruya Shalev

„Glück ist eine Mission“

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  • Heike Steinweg
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Zur Person

10.08.2015, Jerusalem. Zeruya Shalev hat ihren neuen Roman „Schmerz“ fertiggestellt, jetzt ist die Schriftstellerin mit der Vorbereitung der Lesereise beschäftigt, die sie im Herbst auch nach Deutschland führen wird. Zwischen den Terminen findet sie Zeit, um über die Schnittpunkte zwischen Realität und Fiktion, die Aufgaben einer Autorin und das Leben in Israel zu sprechen. Zwischendurch gilt es auch, ihren kleinen Sohn zu beschäftigen, damit er seine Mutter in Ruhe sprechen lässt.

Frau Shalev, Sie wurden 2004 bei einem Terroranschlag verletzt. Jetzt thematisieren Sie eine derartige Erfahrung in Ihrem neuen Roman „Schmerz“. Warum?

Zeruya Shalev: Offen gestanden hatte ich Bedenken, dass „Schmerz“ als Roman über den Terror betrachtet wird. Das ist nicht das Hauptthema, selbst wenn sich israelische Journalisten, denen es mehr um Sensationen ging, darauf gestürzt haben. Ich wollte nie meine eigenen Erfahrungen verarbeiten. Jahrelang habe ich mich geweigert, obwohl mir viele meiner Freunde und Kollegen rieten, meinem Trauma auf diese Weise zu begegnen. Aber ich wollte solche Erfahrungen aus meinem Schreiben fernhalten, selbst als es mir längst besser ging.

Weshalb haben Sie sich nun anders entschieden?

Das hat sich für mich ganz überraschend entwickelt. Der ursprüngliche Plan für „Schmerz“ war, über den Konflikt zwischen Gegenwart und Vergangenheit zu schreiben, und dafür entwickelte ich eine Hauptfigur, die von Schmerzen und Traumata heimgesucht wird, die in der Vergangenheit wurzeln. Dazu gehörte auch physisches Leid, dessen Grund ich selbst noch nicht kannte, als ich mit dem Buch anfing. Meine Art des Schreibens ist sehr intuitiv und spontan. Ich war gerade dabei, einen entscheidenden Morgen im Leben meiner Protagonistin zu entwerfen, und zu meinem eigenen Erstaunen begann ich zu erzählen, wie sie bei einem Terroranschlag verletzt wird. Nach ein paar Seiten wurde mir bewusst, was ich da geschrieben hatte. Es war wie ein Zwang, fast ein Schock, aber dann war nicht mehr daran zu rütteln: Dieser Anschlag war Teil ihrer Biographie.

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