Yusuf Islam / Cat Stevens
„Songs zu schreiben ist für mich wie atmen.“
Zur Person
Steven Demetre Georgiou (geboren am 21.07.1948 in London) wächst als Sohn eines zypriotischen Griechen und einer Schwedin im bunten Londoner Vergnügungsviertel Soho auf. Nach erfolglosen Versuchen, eine Band zu gründen, tritt er als Teenager unter dem Namen Cat Stevens in Pubs auf. 1966 erscheinen seine ersten Singles, von denen „Matthew & Son“ Platz zwei der UK-Charts erreicht. Es ist der Auftakt für ein Jahrzehnt voller Erfolge, allein von den Alben „Tea For The Tillerman“ (1970) und „Teaser And The Firecat“ (1971) verkauft er jeweils fast vier Millionen LPs. 1975 kommt es beinahe zum Drama: Beim Schwimmen vor Malibu verliert er die Kontrolle, droht zu ertrinken. Seine Rettung begreift er als eine göttliche Fügung. 1977 legt er seinen Künstlernamen Cat Stevens ab, konvertiert zum Islam. Mehr als 15 Jahre lang kehrt er der Musik den Rücken, erst ab Mitte der 90er-Jahre nähert er sich ihr zaghaft, zunächst im Kontext islamischer Musik. Ein weiteres Jahrzehnt vergeht, bis er wieder seinen markanten Folk-Pop spielt. Yusuf/Cat Stevens, wie er sich nun nennt, lebt mit seiner Familie in London und Dubai.
21. Januar 2021. Zwei Dinge erfährt man vor dem Interview mit dem Briten, der vor 55 Jahren als Cat Stevens zu einem der erfolgreichsten Folkmusiker Europas aufstieg, dann als Yusuf Islam die Musik durch den Koran ersetzte und erst vor wenigen Jahren so weit war, beide Persönlichkeiten zusammenzubringen. Erstens: Video-Interviews schätzt er nicht, am Telefon rede es sich viel konzentrierter. Unlieb seien ihm zweitens auch Gespräche über Religion, angesichts schlechter Erfahrungen mit Journalisten. Am Telefon klingt der 73-Jährige mindestens 20 Jahre jünger. Und der Islam als Thema erweist sich nicht als Minenfeld, wenn man sich ihm über die Musik nähert.
Yusuf, Ihre Suche nach einer künstlerischen und persönlichen Identität vollzog sich seit Beginn Ihrer Karriere in der Öffentlichkeit. Hatten Sie dabei manchmal den Eindruck, dass Ihr Weg schwerer war als der von anderen?
Diese Frage stellt sich nicht. Der Weg ist der Weg, und jeder, der das Interesse besitzt, das Leben als eine Reise zum Kern seiner selbst zu betrachten, verfolgt seinen eigenen. Jeder dieser Wege ist manchmal hart und extrem, dann wieder weich und voller Leichtigkeit. Aber eines ist er nie: beiläufig. Der Weg, der aus Cat Stevens Yusuf formte und beide über die Zeit immer mehr in Einklang brachte, war und ist nun eben die Tapisserie meines Lebens. Dass muss man akzeptieren.
Denkt man nicht trotzdem manchmal: Hm, irgendwie scheinen andere Menschen leichter ihren inneren Frieden zu finden?
Es steht außer Frage, dass man auf manchen Wegabschnitten unglücklich ist über die Widerstände und Hürden, die einem begegnen. Da unterscheide ich mich nicht von jedem anderen, der sich auf diesen Weg macht. Was man aber am Ende erfährt, ist die enorme Weite und Breite der Perspektive, die sich einem dahinter eröffnet. Ist man diesem Phänomen einmal begegnet, dann überwindet man auch jedes weitere Hindernis. Die Neugier und Vorfreude auf das, was wohl dahinter liegen mag, ist einfach zu groß.