
Yanis Varoufakis
„Politik ist ein ekelhaftes Geschäft.“
Zur Person
Yanis Varoufakis, (geboren am 24.3.1961 in Athen) hat in Essex und Birmingham Wirtschaftsmathematik und mathematische Statistik studiert. 2000 wurde er als Professor für Ökonomie an die Nationale Universität Athen berufen. Internationale Bekanntheit erlangte er als Finanzminister im linken Kabinett von Alexis Tsipras – wobei er den Posten nur von Januar 2015 bis zu seinem Rücktritt im Juli desselben Jahres innehatte. Während der Staatsschuldenkrise in Griechenland wandte er sich entschieden gegen den drastischen Spar- und Reformkurs, der dem Land auferlegt wurde. Varoufakis ist Autor einer Vielzahl von Büchern, darunter „Der globale Minotaurus“ und „Time for Change. Wie ich meiner Tochter die Wirtschaft erkläre“. Er ist Gründer der Bewegung DiEM25 und kandidiert für diese Partei bei den Europawahlen.
23. Januar 2019, Berlin. Im Souterrain eines Kreuzberger Hinterhofes grüßt der ehemalige griechische Finanzminister mit festem Handschlag. Yanis Varoufakis hat sich seinerzeit ein robustes Image als großer Unbeugsamer der griechischen Politik erarbeitet, jetzt kandidiert er mit „Demokratie in Europa - DiEM25“ für die Europawahlen. Entsprechend befindet er sich im zackigen Wahlkampfmodus, lässt sich aber auch gern auf Nebengleise führen und erklärt geduldig die wirtschaftlichen Zusammenhänge, die seiner Meinung nach hinter der Krise Europas und dem Rechtsruck stehen.
Herr Varoufakis, im Zuge von Brexit und anderen großen Themen ist Griechenland etwas aus dem Fokus geraten, daher die Frage: Wie ist die Situation in Ihrem Land?
Schrecklich. Und es wird jeden Tag schlimmer. Während die griechische Regierung und die Europäische Union das Ende der Krise feiern, spitzt sich die Lage im Volk zu. Sinnbildlich gesprochen sind wir von der Klippe gestürzt, obendrein wurde der griechische Patient noch vergiftet – und jetzt liegt er im Koma.
Überhaupt keine guten Nachrichten?
Naja, dieses Koma wird mit Stabilität verwechselt. Gut, der Tourismus kommt langsam wieder in Schwung. Aber es gibt null Investitionen und kein Wachstum.