
Woody Allen
„Ich bin ein feiger Kerl aus der unteren Mittelklasse.“
Zur Person
Woody Allen (geboren am 01.12.1935 in Brookyln, New York unter dem Namen Allen Stewart Kongisberg) ist der Sohn eines jüdischen Diamantenschleifers, die Familie lebte in Flatbush, einem jüdisch geprägten Teil von Brooklyn. Als Teenager interessierte sich Allen für Theater, Film, Sport und Musik. Er lernte Klarinette, sah sich Filme im Kino an. Seine ersten Meriten verdiente er sich als Gag-Schreiber für Entertainer, später schrieb er auch Drehbücher. Seine ersten Auftritte vor der Kamera hatte er 1957, sein Ziel war eine Karriere als Stand-up-Comedian, wobei er auf der Bühne den schwachbrüstigen und neurotischen Verlierertypen gab. Diese Figur brachte er in seinen ersten Filmen auch auf die Leinwand. Seit 1971 dreht er beinahe jährlich einen Film. 24 Mal wurde er für den Oscar nominiert. Viermal gewann er. Persönlich anwesend war er nie. Er lebt mit seiner Frau Soon-Yi und zwei mit ihr adoptierten Töchtern in Manhattan.
Paris, 22.11.2017. Alle Jahre wieder macht Woody Allen Station in Frankreich, um die Werbetrommel für seine neuen Filme zu rühren. Manchmal ist er zu Gast in Cannes, wo seine Arbeiten häufig Weltpremiere feiern, meistens bittet er aber ins Hotel Le Bristol in Paris. Selbst mit 82 Jahren ist Allen noch das Gewohnheitstier, das montags Klarinette mit seiner New Orleans Jazz Band spielt und jährlich einen neuen Film dreht. Anders ist heute nur eines: Seine langjährige PR-Agentin sitzt während des Gesprächs mit im Raum. Um dazwischenzugehen, wenn nach Harvey Weinstein, der #MeToo-Bewegung, Woody Allens ehemaliger Lebensgefährtin Mia Farrow und den seit vielen Jahren im Raum stehenden Missbrauchsvorwürfen der gemeinsamen Adoptivtochter gefragt wird. Das nämlich hat Allen sich verbeten.
Mr. Allen, Ihr Film „Wonder Wheel“ spielt im Vergnügungspark von Coney Island, der seine Blütezeit in den 50er-Jahren hatte. Welchen Bezug haben Sie zu diesem Teil von Brooklyn?
Es muss in den frühen 40er-Jahren gewesen sein, als meine Eltern erstmals mit mir dort hingefahren sind. Wir lebten in Brooklyn, die Anreise war kurz, für mich als Kind war das fantastisch. Eben war man noch in seinem langweiligen Viertel mit den Wohnhäusern und Schulen – und plötzlich befand man sich an diesem magischen Ort mit all den Karussells und Buden. Man konnte als Kind Autos fahren und mit Gewehren schießen, überall gab es Popcorn und Würstchen. Und das alles liegt direkt an der Strandpromenade, man kann den Ausflug auch noch mit einem Tag am Meer verbinden. Allerdings muss ich Sie korrigieren: In voller Blüte stand Coney Island schon damals, in den 40er-Jahren, nicht mehr.
Nein?
Die Glanzzeiten erlebte der Park lange vor meiner Geburt. Um 1900 herum muss es dort besonders fantastisch gewesen sein, damals war Coney Island die größte Vergnügungsanlage des ganzen Landes. Seitdem ging es eigentlich nur noch bergab. Ganz besonders nach dem Zweiten Weltkrieg. Von der Situation heute müssen wir gar nicht reden. Aber als Kind hat es mich natürlich nicht gestört, dass der Park schon damals seine beste Zeit hinter sich hatte. Ein Ausflug nach Coney Island war eine großartige und aufregende Sache!